Von Venedig bis Florenz: Die Radtour meines Lebens

Für ihre erste Radreise hat BRIGITTE-Autorin Mila Hanke sich die Flachland-Strecke von Venedig nach Florenz ausgesucht. Eine Tour, auf der nicht nur ihre Beine in Bewegung kamen – sondern auch ihr Blick auf sich selbst.

Abenteuerliches Erlebnis

Zweige in den Speichen, Dornen in den Waden, Schweiß in den Augen – und ein riesiger Zaun vor der Nase. Das darf doch nicht wahr sein! Wie schafft man es, sich in einem lieblich nach Kiefern duftenden, nur 300 Meter breiten Waldstück derart zu verfahren? Und sich auf zugewucherten Pfaden eine Stunde lang so zu verfranzen, dass man zwar endlich eine Straße sieht, aber durch einen 2,50 Meter hohen Maschendrahtzaun von ihr getrennt ist?

Es hilft nichts: Fotografin Lisa, ich und vor allem unsere beiden Räder müssen jetzt irgendwie da rüber. Ich klettere vor, Lisa hebt mir die Bikes und Satteltaschen entgegen. Ich nutze einen Altpapiercontainer auf der anderen Seite als Stütze, um alles abzulassen, ohne dabei vom Zaun zu fallen. Zehn erhitzte Minuten später sind wir wieder “on Track”. Und ich brauche dringend eine Verschnaufpause.

Venedig wie auf einer Postkarte: Gondeln, Lagune, Markusplatz.

© Lisa Hörterer

In sechs Tagen von Venedig nach Florenz

Gleich um die Ecke, am Adria-Strand von Marina di Ravenna, schüttele ich die Aufregung ab, gemeinsam mit den Disteln von meinen Socken. Strecke die nackten Füße in den warmen Sand und das Gesicht dem Meer entgegen. Ich hatte es nicht erwartet, aber ja: Auch eine an und für sich gemächliche Trekking-Rad-Tour in der italienischen Provinz hat Abenteuer zu bieten. Im sanften Wind nickt das Dünengras – als wollte es mir zustimmen.

Bisher bedeutete Radurlaub für mich: Mountainbiken in den Alpen. Tagestouren. Sich bergauf durchbeißen, bis die Beine brennen, und bergab auf schmalen Trails in den Adrenalinkick stürzen. Sportliche Herausforderung, Grenzen ausloten, Ängste überwinden – und Tempo – beim Rauf wie beim Runter. Dazu der Extra-Kick durch die Natur: spektakuläre Gebirgskulissen und ein intensives Freiheitsgefühl, das ich so eigentlich nur in den Bergen finde.

Aber diesmal suchte ich eine neue Herausforderung. Wollte meinen Bike-Horizont erweitern. Oder besser gesagt: geografisch verlegen. Wie würde mir ein Radurlaub im Flachland gefallen? Trekking-Esel statt vollgefedertem Gerät? Was würde mir eine Sechs-Etappen-Strecke von A nach B bedeuten? Würde ich mich sportlich langweilen? Die nächtlichen Ortswechsel stressig finden? Oder vielleicht sogar am Sitzschmerz scheitern, weil ich noch nie sechs Tage am Stück auf einem Sattel saß? Ich wollte mich dem Selbsttest stellen. Und offen sein für neue Erfahrungen.

“Wie geht’s dem Po?”

Von Venedig bis Florenz: Brisighella

Das Etappenziel Brisighella ist unerwartet hübsch.

© Lisa Hörterer

“Wie geht’s dem Po am Po?”, rufe ich Lisa lachend zu. “Erstaunlich gut”, erwidert die grinsend. Auch ich stelle an Tag 3 unserer Reise fest: Ich vertrage das Radeln besser als erwartet. Ein Hoch auf gepolsterte Hosen! Wir sind in der Po-Ebene unterwegs – dem Flachland entlang an Italiens längstem Fluss. Auf einem breiten Damm treten wir neben dem üppig-grünen Ufer vor uns hin, ab und zu startet ein Fischreiher gen Himmel.

Mit dem Po haben wir die Grenze von Venetien in die Region Emilia-Romagna überquert. Und: endlich die Sonne gefunden! Denn auf den ersten zwei Tagesetappen hatten wir, von unserem Startpunkt Venedig über den Hafenort Chioggia bis zum Städtchen Adria, mit Verlaub: nur Pisswetter. Vor lauter Regen gab’s kaum was zu sehen, kaum was zu machen und kaum einen Menschen, dem wir begegneten. Uns blieb nur: Regenklamotten an, Augen halbwegs auf – und durch. Ich gebe zu, mein Frust war noch um einiges größer als die Pfützen. Andererseits lernte ich so gleich mal meine erste Lektion dieser Reise: Selbst in Bella Italia scheint nicht immer die Sonne.

Der Weg ist das Ziel

Glücklicherweise hatten wir Venedig schon zwei Tage vor dem Tourstart erkundet, bei Postkartenwetter. Sonst wäre meine Enttäuschung über den nass-tristen Start wohl noch größer gewesen. Doch jetzt, mit den Sonnenstrahlen, werde ich ungestüm wie ein junges Fohlen auf der Weide. “Wenn wir Gas geben sind wir früher in Comacchio”, rufe ich Lisa zu. Ohne selbst genau zu wissen, warum ich da unbedingt schnellstmöglich hinwill. Ich trete in die Pedale, genieße die Spannung in den Waden und die schrumpfende Kilometerzahl auf der Handynavigation am Lenker. Doch dann, etwa 100 Meter vor mir: ein schwarzes, sanft schwankendes Etwas.

Von Venedig bis Florenz: Spagetti mit Meeresfrüchten

Im Bauch “Spaghetti alle Vongole” gehen immer!

© Lisa Hörterer

Beim Näherkommen erkenne ich: Das ist keine entlaufene Kuh, sondern ein älterer italienischer Herr. Der mit Hut und Jackett auf einem winzigen Fahrrad gemächlich vor uns hergleitet. Für mich im gefühlten Schneckentempo. Als ich überhole, lächelt er mir wortlos zu. Gelassen, in sich ruhend, als wollte er mir etwas sagen. Ich strampele weiter, über romantisch knirschende Feldwege, vorbei an verschlafenen Bauerndörfchen und knallrot wogenden Mohnfeld-Meeren. Weil ich es ja aber eilig habe und außerdem penibel mit der GPS-Route beschäftigt bin, nehme ich all das nur am Rande wahr. Erst abends in Comacchio, mit einem kühlen Bier auf der Trepponti-Brücke, werde ich nachdenklich.

Geheimtipp “Klein Venedig”

Da auch dieses Städtchen ursprünglich auf Lagunen-Inseln gebaut wurde, trägt es den Spitznamen “Klein Venedig”. Und gerade spiegelt sich die untergehende Sonne in allen drei an der Brücke zusammenlaufenden Kanälen – und taucht das Wasser, die Ziegelsteintreppen und die umliegenden Hausfassaden in eine Welle aus Orange. Während ich meine erschöpften Beine baumeln lasse und die Szenerie genieße, verstehe ich plötzlich die stumme Botschaft des Fahrrad-Opas: Ich muss gar nicht so schnell wie möglich zum Etappenziel rasen wie ein Pferd zum Stall. Es geht doch gar nicht darum, wer zuerst ankommt – sondern dass man den Weg so intensiv wie nur möglich wahrnimmt und auch die kleinen Momente genießt! Ich fühle eine weitere Etappenlehre: Der Weg ist das Ziel.

Von Venedig bis Florenz: Blühendes Monfeld

Wer an den rot leuchtenden Mohnwiesen entlangradelt, muss einfach gute Laune haben.

© Lisa Hörterer

“Darf’s a bissl mehr sein?”, offeriert Maria am nächsten Morgen mit starkem italienischem Akzent. Den Satz hat der 77-jährigen Verkäuferin vor Jahren ein Kunde beigebracht. Erst schneidet uns die Dame in Strickpulli und weißer Schürze Pecorino vom Käselaib, dann hauchdünnen Schinken. In gebrochenem Englisch erzählt Maria stolz weiter: “Unsere kleine Salumeria gibt es seit über 100 Jahren, ich führe sie in der dritten Generation.” Marias unscheinbares Lädchen im Zentrum Comacchios ist ein kleines Paradies voller regionaler Delikatessen. Perfekt für den Radtour-Proviant. “Bis nach Florenz wollt ihr? Da steck ich euch aber wirklich noch was extra ein!”, sagt Maria lachend. Und winkt uns bei der Abfahrt schwungvoll hinterher.

Die Gedanken werden frei

Von Tag zu Tag kommen wir mehr in Dolce-Vita-Stimmung. Finden unseren eigenen, gemütlichen Rhythmus. Ich klebe nicht mehr ständig an Navigation und Kilometerstand. Nehme verpasste Abzweige als bereichernde Umwege. Und erlebe tatsächlich eine neue Art der Radtour-Befriedigung: Auch das Dahinstrampeln in der Ebene, ohne ständige “Wow!”-Effekte und sportliche Challenges, wie ich sie aus den Alpen kenne, hat was. Nämlich: jeden Tag ein klares Ziel vor Augen und nichts weiter dafür zu tun, als dem Weg zu folgen. Perfekt zum Kopf-Abschalten, um die Gedanken fliegen und sich immer wieder überraschen zu lassen.

Von Venedig bis Florenz: Fischerhütten und Meer

Fischerhütten auf Stelzen an der Lagune von Comacch.

© Lisa Hörterer

“Was sind denn diese vielen rosafarbenen Flecken da im Wasser?”, wundere ich mich beispielsweise, als wir auf Dammwegen den Binnensee Comacchios umrunden. Ich muss anhalten und genau hinschauen. Gefiedert, auf einem Bein, zweifellos rosa – das sind doch tatsächlich Flamingos! Ich blättere im Reiseführer: Weil das Gewässer nur etwa 30 Kilometer südlich vom Mündungsdelta des Po liegt – ein 126 Quadratkilometer großes UNESCO-Biosphärenreservat – lassen sich auch hier viele Vogelarten nieder. Und darunter eben auch, mit über 10 000 Tieren, eine der größten Flamingo-Kolonien Europas. Wow!

Ravenna: kreativer Melting-Pot

Einige Stunden (und die eingangs erwähnte Wald-Aktion) später erreichen wir unser Tagesziel: Ravenna. Nach den eher verschlafenen Etappenstädtchen zuvor, begrüßt uns dieser kreativ-historische Melting Pot mit quirligem Straßentreiben. In den Gassen vermischt sich coole Barmusik mit den verführerischen Düften aus Restaurants und Panetterias, flanieren lässige Tourist*innen neben gestylten Einheimischen, stehen Boutique-Hotels neben Weltkulturerbe-Bauten. Und überall: Mosaikkunst.

Von Venedig nach Florenz: Mosaikladen

Anna Finelli in ihrem Mosaikladen “Annafietta” in Ravenna.

© Lisa Hörterer

“Ich will Tradition und Moderne verbinden – zu individuellen Dekorationen für jedermann”, erklärt Anna Finelli und strahlt dabei wie ihre glitzernden Bilderrahmen. Die gut 50-Jährige ist die Enkeltochter von Anna Fietta, die dem Mosaikladen, den wir durchstöbern, einst ihren Namen gab. “In mehreren Schulen wird in Ravenna immer noch die klassische, religiös geprägte Mosaikkunst gelehrt”, erklärt uns die Künstlerin Finelli. “Das ist ein wichtiges kulturelles Erbe. Aber ich will dieses Handwerk jünger machen und mehr in den Alltag bringen. Haltet mal Ausschau nach den kleinen Straßenschildern an den Hauswänden hier. Viele davon durfte ich gestalten!”

Wir würden gern bleiben

Spontan verliebt: Das ist nach einem erfüllten Stadt-Stöber-Abend Lisas und mein einvernehmliches Ravenna-Fazit. Doch statt noch einen Tag durch Shops, Bars, Galerien, Cafés und Sehenswürdigkeiten zu streifen, müssen wir weiter. Das ist der Nachteil einer geplanten Mehrtagesradtour: Gepäcktransport und Hotelzimmer sind vorab gebucht. Auch wenn wir jeden Tag Startzeit, Tempo, Pausen, Abstecher und Ankunftszeit selbst bestimmen können – spontan eine Nacht länger zu bleiben, geht nicht.

So lassen wir Ravenna etwas wehmütig hinter uns. Doch die Landschaft der vorletzten Etappe beflügelt uns, wir rauschen vorbei an einsamen Ackerflächen, Zypressenalleen, Bauernhäusern, Weinbergen und wieder diesen überbordend roten Mohnwiesen. Bis Faenza ist die Strecke flach, danach wird’s etwas hügelig. “Was sind das hier eigentlich für Plantagen?”, fragt Lisa. Die kleinen grauen, pelzigen Früchte kann auch ich bei näherer Betrachtung nicht zuordnen. Ich muss googeln, und finde: “Kiwis!”

Von Venedig bis Florenz

Die Kathedrale Santa Maria del Fiore gehört zum Pflichtprogramm jedes Florenz-Besuchs.

© Lisa Hörterer

Der Abschnitt durch die grünen Hügel auf Brisighella und das dahinterliegende Apenningebirge zu, ist einer der schönsten der ganzen Tour. “Wie eine italienische Version des Auenlands”, murmele ich und lasse mich vom warmen Wind sanft bergauf, dann wieder bergab treiben. Und auch das niedliche Brisighella, die kleinste Übernachtungs-Ortschaft unserer Reise, setzt die Italo-Romanze fort. Nach der Ankunft bummeln wir durch die schmalen Gassen mit den farbigen Hausfassaden, kaufen eine Flasche Vino rosso und spazieren hinauf zur Burg Rocca Manfrediana.

Luxus: Ein Zug nimmt uns die Steigung ab

Am nächsten Morgen sind wir früh aus den Betten. Ein Zug wird uns die einzige Bergpassage der Reise, über den Apennin, abnehmen. Rund eine Stunde zuckeln wir von Brisighella bis nach Borgo San Lorenzo. Unterwegs überqueren wir die Grenze zur Toskana. Ein Start-Espresso am Zielbahnhof – dann geht’s wieder auf den Sattel. In grünen, waldigen Hügeln erklimmen wir die einzigen (kurzen) Steigungen unserer Tour. Am höchsten Punkt dann endlich das Schild: “Firenze” – nur noch zehn Kilometer!

Von Venedig bis Florenz: Rustikales Restaurant

Das Restaurant “Ca‘ De Ven” in Ravenna lohnt wegen des Essens und der Atmosphäre.

© Lisa Hörterer

“Ciao Ragazze!” Als wir noch mal kurz in die Karte schauen, erschreckt uns plötzlich ein lauter Zuruf. Auf den letzten Kilometern noch Gigolo-Alarm? Nein, viel besser: Zwei ältere Herren auf ebenso älteren Fahrrädern stellen sich als Carlo und Sergio vor – gebürtige Florentiner, beide 75 Jahre jung und im sportlichen 80er-Jahre-Radlerhosen-Dress unterwegs. “Wir fahren einmal pro Woche von Florenz hier rauf und wieder runter, super Training!”, sagt Carlo lachend. Die beiden bewundern unsere Route, geben uns einen motivierenden Klaps auf die Schultern – und zack, sehen wir sie nur noch von hinten. “Ich würde sagen: Die wissen wo’s langgeht”, bemerkt Lisa trocken. “Hinterher!”

Die Straße hinunter nach Florenz ist nun nur noch entspanntes Rollen-Lassen. Mit Fahrtwind und Sonne im Gesicht genießen wir die Ausblicke auf die Hauptstadt der Toskana, eingebettet in eine fast schon kitschige Hügellandschaft. Je näher wir der weithin sichtbaren Dom-Kuppel kommen, desto intensiver fühle ich mich freigestrampelt. Als wir das Ortsschild passieren, klatschen Lisa und ich uns ein “High Five” in die Hände. Sechs Tage, über 300 Kilometer, von Venedig nach Florenz: Wir haben es geschafft!

Entspannung mit Rosé

Von Venedig nach Florenz: Aperol und Hugo mit Blick auf den Markusplatz

Ob Hugo oder Aperol Spritz – mit Blick auf den Markusplatz schmeckt alles toll.

© Lisa Hörterer

Später sitzen wir zum Sonnenuntergang auf den Treppen der Piazzale Michelangelo. Mit Wein, so rosé wie der Abendhimmel, und dem wahrscheinlich besten Blick auf die Stadt. Erst jetzt kann ich im Kopf so richtig runterschalten – gleich mehrere Gänge auf einmal. Ganz schön lehrreich war diese Tour. Hintern und Beine? Haben gut mitgehalten. Langeweile in der Ebene? Eigentlich nur an den Regentagen. Das tägliche Aufbrechen? Verhindert zwar Spontaneität, ermöglicht dafür aber immer neue Entdeckungen. Und die Adrenalinkicks und sportlichen Herausforderungen? Kann ich auch mal bleiben lassen. Denn in der Gemächlichkeit entsteht der Raum für kleine Beobachtungen, die im Action-Modus untergehen.

Tatsächlich war diese Woche im Fahrradsattel für mich eine Horizont-Erweiterung. Ich habe unterwegs Erkenntnisse eingesammelt, die ich gern mit zurück in den Alltag nehme. Zum Beispiel: sich jeden Tag nur ein realistisches Etappen-Ziel setzen. Oder: den Weg locker nehmen, selbst wenn ich mal kurz von der Spur abkomme. Und grundsätzlich: alles etwas ruhiger angehen. Denn bei zu hohem Tempo verpasst man so einiges entlang der Strecke. Sei es eine Kiwi, ein Flamingo, eine Salumeria oder Begegnungen wie die mit Sergio und Carlo. Auf jeden Fall das, was im Leben wirklich wichtig ist: le tante belle piccole cose – die vielen kleinen schönen Dinge.

Von Venedig nach Florenz: Mosaikladen

Anna Finelli in ihrem Mosaikladen “Annafietta” in Ravenna.

© Lisa Hörterer

Milas Reisetipps für die Radtour von Venedig nach Florenz

Die Tour

Der Veranstalter “Eurobike” hat die 300-Kilometer-Route Venedig – Florenz als individuelle Einzeltour im Programm: Man fährt in sechs Etappen ohne Guide, dafür mit GPS-Tracks, Wegbeschreibungen und Karten. Hotels und Gepäcktransport sind organisiert. Die Tour ist für Radler*innen mit Grundfitness gut machbar – die Strecke ist fast durch gehend flach. 7 Nächte inkl. je einem Zusatz-Tag in Venedig vor dem Start und in Florenz nach der Ankunft ab 899 Euro pro Person im DZ/F, inkl. Gepäcktransport (eurobike.at).

Man kann sein eigenes Rad mitbringen oder Leihräder mieten (ab 85 Euro inkl. Versicherung, E-Bikes 189 Euro). Leihräder gibt man in Florenz wieder ab. Rücktransfer im Minibus nach Venedig: 85 Euro/Person, inkl. Rad (jeden Sonntagvormittag, unbedingt vorab buchen!).

Tag 1 Mestre – Venedig – Lido – Pellestrina – Chioggia (ca. 35 km)

Tag 2 Chioggia – Cavarzere – Fasana – Orticelli – Adria (ca. 50 km)

Tag 3 Adria – Ariano nel Polesine – Bosco Mesola – Volano – San Giuseppe – Comacchio (ca. 65 km)

Tag 4 Comacchio – Carsalborsetti – Marina di Ravenna – Ravenna (ca. 65 km).

Tag 5 Ravenna – San Pancrazio – Reda – Faenza – Brisighella (ca. 55 km)

Tag 6 Brisighella – Borgo San Lorenzo (ca. 1 Stunde Zugfahrt) – Fiesole – Florenz (ca. 35 km)

Von Venedig bis Florenz: Stadt Chioggia

Das Städchen Chioggia liegt im Süden der Lagune von Venedig.

© Lisa Hörterer

Übernachten

Hotel Canal. Die kleine Drei-Sterne-Pension trumpft mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und Lage: vom Bahnhof Santa Lucia nur fünf Minuten zu Fuß über die Brücke Ponte degli Scalzi – kein Vaporetto (Wassertaxi) quer durch die Stadt nötig. Ebenso nah liegen die Anlegestellen, um per Vaporetto die Stadt zu erkunden. Die Zimmer sind klein, aber versprühen venezianischen Charme aus dem 18. Jahrhundert: Vorhänge mit Bordüren, Mustertapete, verzierte Stühle und Spiegel. Zimmer mit Kanalblick haben Geräuschkulisse, Zimmer ohne sind ruhiger. DZ/F ab 103 Euro (Venedig, Santa Croce 553–240, Tel. 041/523 84 80, hotelcanal.com).

Hotel Grande Italia. Das Vier-Sterne-Hotel liegt direkt am Hafen und an der Vaporetto-Anlegestelle nach Venedig. Hinter der prachtvollen Fassade warten moderne Zimmer, Wellnessbereich, super Frühstücksbuffet und toller Service. DZ/F ab 82 Euro (Chioggia, Rione S. Andrea 597, Tel. 041/40 05 15, hotelgrandeitalia.com).

Locanda La Comacina. Das kleine Gasthaus in Comacchio ist familiär und gemütlich. Es liegt zentral am Canale Maggiore, von hier kann man zu Fuß den Ort erkunden. Zum Hotel gehört auch ein sehr gutes Restaurant. Lokale Spezialität: Aal! Ebenfalls lecker: Gnocchetti mit Tintenfisch (ca. 15 Euro). Speisen und Getränke kann man auch draußen genießen – auf einem zur Terrasse umgebauten Fischerboot direkt am Kanal vor der Tür. DZ/F ab 90 Euro (Comacchio, Via E. Fogli 17–19, Tel. 05 33/31 15 47, lacomacina.it).

La Rocca. Dieses ruhige Drei-Sterne-Hotel liegt mitten in Brisighellas Altstadt und direkt am Start zum Spaziergang hinauf zur Burg Rocca Manfrediana. Die sonnige Dach terrasse ist perfekt zum Ausspannen. DZ/F ab 79 Euro (Brisighella, Via delle Volte 10, Tel. 05 46/811 80, albergo-larocca.it).

Genießen

Von Venedig bis Florenz: Austern

Köstlich-frische Austern in der “Locanda La Comacina”.

© Lisa Hörterer

Osteria al Squero. Es gibt wenige schöne Fleckchen in Venedig, an denen sich nicht Hunderte andere Tourist*innen tummeln – diese kleine Osteria ist eines davon. Und noch dazu günstig! Am besten schlendert man hier zu Nachmittagssonne oder Abendlicht vorbei, holt sich einen Aperol Spritz (2,50 Euro), eine Auswahl der umwerfenden “Cicchetti” (venezianische Tapas-Variante, vier Stück 6 Euro) und setzt sich direkt auf die Kanalmauer mit Blick auf eine alte Gondel-Werft. Die Leckereien vor Möwen schützen! (Venedig, Dorsoduro 944, osteriasquero.it)

Pizzeria Pizzicotto. Wegen des Schild-Designs hätten wir hinter der Hausfassade in Adria eher einen Schnellimbiss erwartet. Aber innen kommt die stilvolle Überraschung – in Weiß! Und ja, es gibt einen Steinofen und sehr gute Pizzen. Wer’s leichter mag: Die Rinderfiletstreifen (perfekt medium gegart, 12 Euro) mit Grillgemüse (3,50 Euro) waren großartig (Adria, Via Nova 3, Tel. 03 75/564 72 65).

Ca‘ De Ven. Das große, urige Lokal mit regionalen Spezialitäten, leckeren Menüs und enormer Weinauswahl in Ravenna ist das Lieblingsrestaurant vieler Einheimischer. Hohe Decken mit historischen Malereien, urige Weinfässer und lange Tische schaffen Atmosphäre – der Geräuschpegel ist aber hoch. Lecker: Risotto mit Trüffelcreme für 14 Euro. Unbedingt reservieren, am besten schon am Vortag! (Ravenna, Via Corrado Ricci 24, Tel. 05 44/301 63)

Von Venedig bis Florenz: Zwei Männer hinter der Bar

Das “Fresco” ist die Location, um in Ravenna stilvoll zu trinken.

© Lisa Hörterer

Fresco. In dieser stylishen Bar gibt’s Tapeten mit Blumenprints, eine riesige Flaschen-Bar-Wand, leckere Cocktails, Tapas – und sehr hippe Musik, eine Portion junge Moderne, die wir in den anderen Übernachtungsorten nicht gefunden haben. Cocktail-Empfehlung: “Sparkling Smokey Eye” (mit Gin, Limette und geräucherten Himbeeren) für 9 Euro (Ravenna, Via IV Novembre 51, frescoravenna.it).

Osteria Di Guercinoro. Hier speist man in einer in die Felsen geschlagenen Grotte. Etwas Wartezeit gehört dazu, denn es wird ganz frisch und individuell gekocht. Die Portionen sind nicht riesig, aber alle Gerichte haben einen besonderen Pfiff. Meine Wahl: hausgemachte Tortellini mit Mangold-Ricotta-Füllung (10 Euro) und Artischockensalat (7 Euro). Unbedingt reservieren! (Brisighella, Piazza Guglielmo Marconi 7/8, Tel. 05 46/8 04 64)

Vecchia Osteria del Nacchero. Dies ist der Tipp von Sergio und Carlo, den beiden Altherren-Radlern – wer echte florentinische Küche sucht und ein Restaurant voller Einheimischer, ist hier richtig. Das Lokal liegt abseits des Zentrums, aber der Fußmarsch lohnt sich. Der Raum ist voller kleiner Holztische, italienischer Lebensfreude, hitzigen Gesprächen und flinker Kellner. Und das Essen ein preiswerter Traum (z. B. Risotto 9 Euro). Unbedingt reservieren! (Florenz, Piazza Gavinana 4, Tel. 055/ 658 70 58, osteriadelnacchero.it)

Erleben

Von Venedig nach Florenz: Verschiedene Karneval-Masken

Masken aus der Werkstatt von “Il Canovaccio”.

© Lisa Hörterer

Manifattura dei Marinati. Fischfang, -zucht und -zubereitung (besonders von Aalen und Sardellen) haben rund um Comacchio eine jahrhundertelange Tradition, und die Fischfabrik aus dem 19. Jahrhundert ist eine kulturelle Sehenswürdigkeit der anderen Art: Das Museum zeigt die Geschichte dieser Zunft. Man kann aber auch Blicke in die noch aktive Fabrik werfen. Eintritt 3 Euro (Comacchio, Corso Giuseppe Mazzini 200, imarinatidicomacchio.it).

Marina di Ravenna. Meer, Strandbars und schöne Badestopps warten auf Etappe 4: beim etwa zehn Kilometer langen Küstenabschnitt entlang der Adria, bevor man ins Landesinnere nach Ravenna abzweigt. Es lohnt sich, ab und zu in die kleinen Strandwege einzubiegen und sich seinen Lieblings-Pausenplatz im feinen, warmen Sand zu suchen.

Basilica San Vitale. Von außen wirkt der frühbyzantinische Kirchenbau aus dem 6. Jahrhundert eher unscheinbar. Weltberühmt sind aber die beeindruckenden Wand- und Bodenmosaike im Inneren. Eintritt 10,50 Euro, online buchbar; das Ticket ist auch gültig für zahlreiche weitere kulturelle Sehenswürdigkeiten in Ravenna, z. B. die Basilica St. Apollinare Nuovo (Ravenna, Via San Vitale 48121, ravennamosaici.it).

Von Venedig nach Florenz: Rustikale Fähre nach Marina di Ravenna

Fahrt nach Marina di Ravenna.

© Lisa Hörterer

Kathedrale Santa Maria del Fior. Der rund 150 Meter lange Dom von Florenz ist der eindrucksvolle Mittelpunkt der Stadt. An der Fassade aus weißem, grünem und rotem Marmor kann man sich kaum sattsehen. Und die Kuppel aus dem 15. Jahrhundert ist bis heute die größte gemauerte Kuppel der Welt (Höhe 107 m, Durchmesser 45 m). Der Eintritt in die Kathedrale ist frei – es lohnt sich, ein Fernglas für die Details der Deckenmalereien mitzunehmen.

Wer vorab eine Führung bucht (10 Euro), erspart sich die oft stundenlangen Wartezeiten. Für den Aufstieg zur Kuppel braucht man immer ein Ticket (20 Euro, für die Sonnenuntergangszeit weit im Voraus buchen). Die 463 engen Treppenstufen führen zu sagenhaften Ausblicken über die Stadt, sind aber besonders bei Hitze nichts für Menschen mit Angst vor Enge. Tickets für den Glockenturm kosten 15 Euro, für Dom-Museum und Baptisterium zusammen 10 Euro. Alle unbedingt online buchen! (Florenz, Piazza del Duomo, duomo.firenze.it)

Einkaufen

Von Venedig nach Florenz

Bei Maria Cavalieri in Comacchio darf vor dem Kauf gekostet werden.

© Lisa Hörterer

Il Canovaccio. Wer den Laden des Maskenherstellers “Kartaruga Venezia” betritt, taucht in eine andere Welt ein. Ob schlichte Augenmaske oder eine mit üppigem Federschmuck fürs Gesicht, ob kurioses Tier, Narr mit Glocken oder vergoldete Dame: Hier kann man stundenlang durch handgemachte venezianische Kunststücke stöbern – und findet in jeder Ecke eine neue Überraschung. Spannend: Es sind auch Workshops (1,5 Stunden) oder Schau-Anfertigungen (45 Minuten) buchbar. Aus der Ferne praktisch: der Online-Shop (shop.kartaruga.com) mit Masken zwischen 20 und 450 Euro (Venedig, Castello 5369 – 5370, Calle delle bande, Tel. 041/521 03 93, kartaruga.it/il-canovaccio).

Salumeria Cavalieri Maria. Im Lädchen von Maria gibt‘s neben Schinken, Salami und anderen regionalen Wurstsorten auch jede Menge leckeren Käse! Man darf kosten, bevor man kauft. Perfekt, um sich fürs Radtour-Picknick einzudecken (Comacchio, Piazza XX Settembre 19).

Annafietta. Ravenna ist seit Jahrhunderten die Stadt der Mosaikkunst. Die Künstlerin Anna Finelli verbindet in ihrer Werkstatt Tradition und Moderne zu allerlei Deko-Gegenständen: Tieren, Spiegeln, Bilderrahmen, Wandgemälden – oder auch zu individuellen Auftragsarbeiten. Ihr Shop ist voll davon. Wer selbst kreativ werden möchte, kann hier auch die “Zutaten” kaufen: Mosaiksteine, Kachelsplitter, Glasknöpfe und Spiegelglas-Platten in allen erdenklichen Farben. Der Name der Werkstatt stammt übrigens noch von Annas Großmutter, Anna Fietta (Ravenna, Via Giuliano Argentario 21, annafietta.it).

Wenn ich das gewusst hätte

Immer genügend Proviant und Wasser mitnehmen: In Italien gibt’s die Siesta, die Zeiten sind je nach Jahreszeit und Region unterschiedlich: Manchmal haben Supermärkte zwischen 12.30 und 16 Uhr zu, einige Restaurants machen abends erst ab 20 Uhr auf. Nicht immer passen diese Zeiten zum Heißhunger von Radfahrer:innen.

Telefon

Die Vorwahl für Italien ist 00 39. Die erste 0 der lokalen Vorwahl wird immer mitgewählt, auch aus dem Ausland.

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BRIGITTE 09/2021
Brigitte