Welche Kantone sind wie stark vom Virus betroffen? Was unternimmt der Bund im Kampf gegen Sars-CoV-2? Die wichtigsten Daten und Fakten zum Coronavirus in der Schweiz.
Hinweis: Die Zahlen werden in der letzten Dezemberwoche später als üblich publiziert (ab 15 Uhr 30).
Alle Zahlen und Grafiken zum Coronavirus im Rest der Welt finden Sie hier, und hier sind die neusten Nachrichten zum Thema.
Der 7-Tage-Schnitt der bestätigten Neuinfektionen ist in den vergangenen Wochen stark angestiegen. Nach einem vorübergehenden Rückgang scheinen die Zahlen nun erneut anzusteigen. Der 7-Tage-Schnitt derzeit bei rund 9200 neuen Fällen pro Tag. Die Entwicklung ist rund um die Feiertage allerdings schwerer zu interpretieren. Ein möglicher Effekt von Weihnachten auf das Infektionsgeschehen dürfte sich erst in etwa einer Woche zeigen.
Die Neumeldungen des BAG verteilen sich jeweils auf die letzten Tage, da die Meldungen teilweise verspätet eintreffen.
Nachdem im Frühling und Sommer zwei kleinere Wellen in der Schweiz auftraten, wurden Anfang Dezember neue Höchstwerte gemessen.
Der Anstieg kam dieses Jahr etwas später und war weniger steil, es wurden aber höhere Fallzahlen verzeichnet.
Die im südlichen Afrika zuerst nachgewiesene Omikron-Variante verbreitet sich auch in der Schweiz. In den neuesten Zahlen vom 20. Dezember werden über 50 Prozent der entdeckten Fälle diesem Typus zugeschrieben. Da allerdings nur ein kleiner Teil der Proben auf Omikron untersucht wird, ist der Fehlerbereich relativ hoch. Zudem sind die neusten untersuchten Proben bereits mehr als eine Woche alt.
Das BAG warnt derzeit auch vor einer möglicher Verzerrung: Sämtliche Omikron-Verdachtsfälle werden prioritär sequenziert. Das kann dazu führen, dass die Verbreitung von Omikron derzeit überschätzt wird.
Immer wieder haben sich Corona-Varianten gegenseitig verdrängt. Anfang 2021 etwa begann sich die Alpha-Variante auf Kosten der damals kursierenden Corona-Variante zu verbreiten. Einige Monate später löste Delta Alpha als dominierende Variante ab.
Das Infektionsgeschehen weist derzeit keine eindeutigen geografischen Muster auf. Sowohl in der West- wie auch in der Ost- und der Zentralschweiz gibt es Kantone mit hohen Inzidenzen. Obwalden verzeichnete in den vergangenen zwei Wochen die meisten Infektionen pro Kopf.
Seit den Sommermonaten haben sich vermehrt ältere Menschen mit dem Virus angesteckt. Nun ist der Anteil der Fälle bei unter 40-Jährigen aber wieder leicht gestiegen.
Die Zahl der Hospitalisierungen ist ebenfalls wieder angestiegen und auch bei den Todesfällen war das erste Mal seit über einem Jahr ein deutlicher Anstieg feststellbar. Mittlerweile stagniert die Zahl der Todesfälle aber. Die Zahl der täglichen Spitaleintritte geht wieder etwas zurück. Bei den Spitaleintritten ist allerdings auch nach einigen Tagen noch mit Nachmeldungen zu rechnen.
Die Daten nach Altersgruppe werden nur wöchentlich veröffentlicht und zeigen Entwicklungen erst mit etwas Verspätung. Die Hospitalisierungen sind besonders in der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen gestiegen.
Während letztes Jahr jedoch die Hospitalisierungen ähnlich stark zunahmen wie die Fallzahlen, verläuft der Anstieg dieses Jahr bis anhin flacher. Es zeigt sich hier ein Impfeffekt.
Eine NZZ-Datenanalyse zeigte bereits auf, dass Mitte November auf 100 Infektionsmeldungen nur noch 1,05 Spitaleintritte verzeichnet wurden. Das ist ein Tiefststand gegenüber vorherigen Wellen. Im letzten Winter lag der Wert noch fast bei 5.
Total zählt das Bundesamt für Gesundheit seit Ende Februar 2020 über 1.2 Millionen bestätigte Sars-CoV-2-Infektionen und rund 11 800 Todesfälle. Die meisten Patienten, die seit Beginn der Pandemie an Covid-19 erkrankt sind, gelten als wieder genesen.
Ein Forscherteam um Tanja Stadler, Professorin am Departement für Biosysteme an der ETH Zürich, rekonstruiert laufend, wie sich die sogenannte Reproduktionszahl (R-Wert) in der Schweiz entwickelt. Diese Zahl muss unter 1 liegen, damit das exponentielle Wachstum gestoppt wird.
Zurzeit liegt die Reproduktionszahl etwa bei 1, das heisst, ein Infizierter steckt im Durchschnitt eine weitere Person an. Der R-Wert ist zuletzt etwas gesunken.
Die neuesten Schätzungen der Reproduktionszahl können in den Tagen nach ihrer Veröffentlichung variieren und werden häufig nachträglich nach unten oder nach oben korrigiert. Das liegt unter anderem daran, dass die Zahl der durch das BAG bestätigten täglichen Neuinfektionen rückwirkend aufgrund von Nachmeldungen nach oben korrigiert werden kann.
Ein weiterer Grund, warum der R-Wert schwankt, ist, dass nicht jeden Tag erwartbar viele Fälle gemeldet werden – die Fälle steigen nicht in einer glatten Kurve an. Aufgrund von Schwankungen glätten die Forscher die Daten, um sich dem zugrunde liegenden Trend anzunähern. Ein unglücklicher Nebeneffekt ist, dass der geglättete Trend manchmal die Steigung der letzten Tage leicht verändern kann.
Bis heute wurden laut Angaben des BAG in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein über 13 Millionen Impfdosen verabreicht. Rund 67 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft.
Seit Anfang Dezember weist das BAG auch die Zahl der Booster-Impfungen aus. Rund 22 Prozent der Schweizer Bevölkerung (1,9 Millionen Menschen) haben bereits eine solche erhalten.
Nachdem der Bundesrat die Zertifikatspflicht auf Innenräume von Restaurants und Freizeiteinrichtungen ausgeweitet hatte, nahm die Zahl der täglich verabreichten Dosen kurzzeitig zu. Anschliessend ging sie jedoch wieder zurück. Mittlerweile ist die Zahl der Impfdosen erneut angestiegen. Über die Feiertage ist aber kaum geimpft worden, darum gibt es nun einen Einbruch.
Der Anstieg im Winter ist auf die Booster-Impfungen zurückzuführen. Die Zahlen der Erst- und der Zweitimpfungen stagnieren nämlich.
Bereits rund 67 Prozent der über 80-Jährigen haben eine Booster-Impfung erhalten. Bei den Personen unter 60 Jahren, welche sich erst seit kurzem offiziell boostern lassen dürfen, ist dieser Wert noch tiefer.
Während also immer mehr Menschen eine dritte Impfdosis erhalten, dürfte es schwierig werden, die Ungeimpften zu überzeugen. So gut wie alle impfwilligen Personen in der Schweiz sind mittlerweile geimpft, wie Befragungen des Link-Instituts im Auftrag der Universität Zürich und des Instituts Sotomo im Auftrag der SRG zeigen.
Die Impfquote variiert je nach Kanton. Während in Neuenburg oder im Tessin mehr als 72 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten haben, sind es in Appenzell Innerrhoden nur rund 57 Prozent.
Das BAG publiziert auch Zahlen zu Personen, die trotz vollständiger Impfung mit dem Coronavirus ins Spital eingeliefert werden mussten oder nach einer Infektion mit dem Coronavirus verstorben sind.
Rund 24 Prozent der Personen, die seit Juli wegen Covid-19 im Spital behandelt wurden, sind geimpft. Von den Personen, die wegen Covid-19 gestorben sind, waren rund 35 Prozent geimpft.
Todesfälle und Hospitalisierungen treten allerdings vor allem bei den über 60-Jährigen auf, diese sind zu weit über 80 Prozent geimpft. Die Gruppe der Geimpften ist daher weitaus grösser als jene der Ungeimpften. Angesichts dieser Ungleichheit sind die Anteile der Geimpften bei den Spitaleintritten und Todesfällen immer noch sehr tief.
Um die Wirksamkeit der Impfung anhand des Hospitalisierungsrisikos aufzuzeigen, müssen diese Zahlen daher auf 100 000 Geimpfte beziehungsweise 100 000 Ungeimpfte hochgerechnet und nach Altersgruppen unterteilt werden. Das ist auch deshalb nötig, weil die Ungeimpften im Schnitt deutlich jünger sind als die Geimpften. Sie haben also allein wegen ihres Alters ein geringeres Risiko, dass sie wegen einer Covid-19-Erkrankung ins Spital müssen.
Es zeigt sich dabei: Bei Personen über 60 Jahren gibt es unter den Ungeimpften etwa achtzehnmal mehr Spitaleintritte als unter den Geimpften.
Aber auch über alle anderen Altersgruppen hinweg kommen Geimpfte deutlich seltener mit einer Covid-19-Infektion ins Spital als ihre ungeimpften Mitmenschen.
Im Vergleich zum Beginn der Pandemie werden nun viel mehr Tests durchgeführt und damit auch mehr Fälle entdeckt. Die Zahl der an das BAG gemeldeten Tests hat nun einen Höchststand erreicht.
Nach den Sommerferien stieg die Zahl der gemeldeten Tests stark an, was unter anderem mit der Zertifikatspflicht zu tun haben könnte, welche seit Mitte September gilt. Seit dem 11. Oktober sind Tests zur Erlangung eines Zertifikats jedoch kostenpflichtig. Die Zahl der Antigen-Tests sank daraufhin deutlich. In den vergangenen Wochen nahm jedoch die Zahl der PCR-Tests wohl aufgrund der vielen Neuinfektionen und neuen Einreisebestimmungen stark zu.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte der Anteil positiver Tests bei 5 Prozent oder weniger liegen. Derzeit fallen aber zu viele Tests positiv aus. Die Positivitätsrate der PCR-Tests kann jedoch nach oben verzerrt sein, da positive Ergebnisse aus Massentests mit meldepflichtigen PCR-Tests bestätigt werden müssen.
Die Auslastung der Intensivstationen mit Covid-19-Patienten ging nach dem Höhepunkt Ende November 2020 stark zurück. Seither haben die Spitäler das Bettenangebot zurückgefahren. Die verfügbaren Betten waren in der vierten Welle jedoch wieder stark mit Covid-19-Patienten ausgelastet. Auch jetzt steigt deren Zahl wieder an.
Die Intensivbetten sind regional unterschiedlich stark mit Covid-19-Patienten ausgelastet. Besonders die Ostschweiz verzeichnet derzeit viele Corona-Intensivpatienten.
Von Ende Oktober 2020 bis Januar 2021 zeigte sich das Coronavirus deutlich in der Statistik der wöchentlichen Todesfälle. Bei Frauen und Männern ab 65 Jahren gab es eine deutliche Übersterblichkeit, das heisst, dass mehr Todesfälle gemeldet wurden, als statistisch zu diesem Zeitpunkt zu erwarten gewesen wären. Bereits im Frühjahr während der ersten Welle gab es eine Übersterblichkeit. Die Shutdowns dürften jeweils noch mehr Todesfälle verhindert haben.
Seit Mitte November zeigt sich erneut eine Übersterblichkeit bei Frauen und Männern ab 65 Jahren. In der zweiten und der dritten Novemberwoche gab es kumuliert 399 Todesfälle mehr, als statistisch erwartet worden war. Ob diese auf das Coronavirus zurückzuführen sind, ist aber unklar. Die Zahl der offiziellen Corona-Todesfälle ist in den letzten Wochen jedoch wieder deutlich angestiegen.
Im Frühjahr gab es bei Menschen über 65 Jahren aber teilweise weniger Todesfälle als statistisch erwartet. Vermutlich zeigt sich hier, dass sowohl die Impfungen als auch die Covid-19-Schutzmassnahmen wirkten. Eine weitere mögliche Erklärung ist, dass in der starken zweiten Welle bereits viele vulnerable Menschen starben.
Das Total der Übersterblichkeit für über 65-Jährige vom Oktober 2020 bis zum Februar 2021 beträgt 9997 Todesfälle. In der ersten Welle lag die Übersterblichkeit bei 1509 Todesfällen, während der Grippewelle 2015 bei 1322 Fällen.
Bei Personen unter 65 Jahren gab es laut den Zahlen des Bundesamtes für Statistik einzig in einer Woche im Dezember 2020 eine leichte Übersterblichkeit (157 Todesfälle). Ob diese überdurchschnittlich hohe Zahl an Todesfällen mit Covid-19 zusammenhängt, ist aber nicht klar.
Internationale Vergleiche der Corona-Lage finden Sie hier.
Eine Analyse von Nikolai Thelitz, Alexandra Kohler, Barnaby Skinner, Jonas Oesch, Balz Rittmeyer, Joana Kelén, Anja Lemcke, Julia Monn, Christian Kleeb, Dominik Batz, Kaspar Manz, Florian Seliger, Eike Hoppmann, Natalie Wenger, Simon Huwiler, Manuela Paganini und Till Minder.
Hinweis: Um sich über die Gefahren, die mit dem Coronavirus einhergehen, wie auch über aktuelle Massnahmen in der Schweiz zu informieren, besuchen Sie die Informations-Website des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Weitere Informationen auf Englisch erhalten Sie auf der Website der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die NZZ hat alle Artikel zum Coronavirus hier zusammengestellt. Alles zu den Symptomen und Tipps für den Alltag finden Sie hier.
Methodikhinweis: Für die Schweiz nutzen wir die Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG), die das BAG auf seiner Website zur Verfügung stellt. Zurzeit werden die Zahlen des BAG von Montag bis Freitag aktualisiert, jeweils nach dem Mittag. Die Grafiken mit Zahlen des BAG werden jeweils von Montag- bis Freitagnachmittag auf den neusten Stand gebracht.
Alle Zahlen, die wir zeigen, beziehen sich nur auf die bestätigten Coronavirus-Infektionen in der Schweiz. Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der effektiven Corona-Infizierten höher liegt.
Mehr dazu, wie die NZZ Daten zum Coronavirus verwendet, lesen Sie hier.