Eine Winterreise-Rezension – lebendige Farben, Stimme und Bild bereichern Schuberts Liederzyklus | Klassische Musik

Was ist es an Schuberts Winterreise, das Regisseure davon überzeugt, dass dieser größte aller Liederzyklen ein wenig visuelle Hilfe braucht, um seine außergewöhnliche Kraft zu verstärken? Verglichen mit den Exzessen einiger früherer Inszenierungen, Lindy Humes Fassung für Tenor Allan Clayton und Pianist Kate Golladie diesen Sommer unter der Schirmherrschaft von Musica Viva Australia durch Australien tourte, mag eine relativ zurückhaltende Angelegenheit sein, die Bilder aus den Gemälden von verwendet Fred Williams die Gedanken von Schuberts Reisendem zu spiegeln, während er sich durch die gefrorene Landschaft bewegt, aber letztendlich scheint es dennoch eine ziemlich unnötige Übung zu sein.

Auf zwei hinter dem Klavier platzierten Leinwänden laufen Videoprojektionen von Williams Gemälden, die sich mal friesartig von links nach rechts bewegen, mal Schicht für Schicht zusammengesetzt. Nie aufdringlich oder ablenkend, sind sie manchmal auffallend schön. Währenddessen bewegt sich Clayton als Protagonist zwischen den Nummern vorsichtig um das Klavier herum, obwohl er den Zyklus isoliert im Halbdunkel an der Seite der Plattform beginnt und beendet, beleuchtet von einem niedrigen Punkt, der bedrohliche expressionistische Schatten erzeugt. An einer Stelle legt er sich zum Schlafen hin und benutzt seine Jacke als Kissen, aber für einen Großteil des Zyklus sind seine Gesten und Bewegungen nicht theatralischer, als sie es bei einer „geradlinigen“ Konzertaufführung sein könnten.

Doch die Bildwelten in Wilhelm Müllers Gedichten, ob Wetterfahne oder Krähen, Linde oder Leierkastenmann, die durch Schuberts Vertonungen so verwandelt werden, haben eine Lebendigkeit, die keinerlei äußerer Requisiten bedarf. Mit feiner Unterstützung von Golla stellte Claytons Auftritt sicher, dass jedes dieser Klangbilder so unmittelbar wie möglich war. Vor der Aufführung wurde bekannt gegeben, dass der Tenor an einer Halsentzündung leide, sich aber entschieden habe, die Aufführung fortzusetzen. Aber nichts in seinem Gesang deutete darauf hin, dass er unter dem Wetter war. Die Klarheit seiner Diktion, seine Bandbreite an Dynamik und Farbe waren vorbildlich; man teilte die erlebnisse dieser winterreise nicht durch übertriebene dramatische mittel, sondern einfach durch die kraft der lieder und die art und weise, wie sie dargeboten wurden.

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