Erneuerbare Energien lieferten in diesem Jahr mehr als die Hälfte des gesamten deutschen Stroms

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Im Zuge der COP28-Klimakonferenz wird viel über die Rolle erneuerbarer Energien als Alternative zur thermischen Energieerzeugung durch die Verbrennung von Kohle oder Methan gesprochen. Die teilnehmenden Nationen verpflichteten sich, die weltweite Energieversorgung aus erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen – was in diesem Fall eine monumentale Leistung wäre.

Mancherorts, insbesondere dort, wo die Wirtschaft von der Gewinnung fossiler Brennstoffe abhängt, gelten erneuerbare Energien als unzuverlässig und zu teuer, doch Deutschland beweist allen Zweiflern das Gegenteil. Nach neuesten Berechnungen des Zentrum für Solarenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg (ZSW) und BDEW hat Deutschland in diesem Jahr erstmals mehr als die Hälfte seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien erzeugt.

„Erneuerbare Energien werden im Jahr 2023 fast 52 Prozent des Bruttostromverbrauchs gedeckt haben“, heißt es in einer Mitteilung der Organisationen Pressemitteilung. „Damit ist der Anteil im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozentpunkte gestiegen und liegt erstmals seit einem Jahr wieder über der 50-Prozent-Marke.“ Im Jahr 2022 machten Erneuerbare Energien 46 Prozent des deutschen Stroms aus.

Erneuerbare Energien florieren in Deutschland

Da die Quote erneuerbarer Energien für das Land als Anteil des Stromverbrauchs gemessen wird, erhöht ein geringerer Verbrauch die Quote und umgekehrt. Daher wirkt sich der aktuell geringere Stromverbrauch positiv auf die Erneuerbare-Energien-Quote aus. Aber auch in absoluten Zahlen war die Produktion erneuerbarer Energien mit 267,0 Milliarden kWh so hoch wie nie zuvor. Dies entspricht einer Steigerung von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Deutschland plant, bis 2030 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien zu decken und bis 2035 eine weitgehend dekarbonisierte Stromversorgung zu erreichen.

„Die Zahlen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Früher dachten viele, dass erneuerbare Energien nur einen einstelligen Anteil am Stromverbrauch ausmachen würden, aber heute nutzen wir mehr Strom aus erneuerbaren Energien als aus konventionellen Quellen und haben 100 Prozent erneuerbare Energien fest im Blick“, sagte BDEW-Chefin Kerstin Andreae forderte den Abbau bürokratischer Hürden, die die Einbindung erneuerbarer Energien in den Energiemix verlangsamen.

„Der Weg zu einer vollständig klimaneutralen Stromversorgung war und ist kein Selbstläufer. Die zweiten 50 Prozent können wir nur erreichen, wenn die Politik weiterhin konsequent alle Hürden für den Ausbau erneuerbarer Energien abbaut. Unternehmen der Energiewirtschaft würden gerne in die Energiewende investieren, doch trotz Verbesserungen in der Gesetzgebung werden sie noch zu oft durch langwierige Genehmigungsverfahren, übermäßige Bürokratie und Platzmangel ausgebremst. Mit unserem Aufruf zu mehr Pragmatismus sprechen wir hier alle Ebenen an, von Europa über den Bund und die Länder bis hin zu den Kommunen. Wir brauchen eine Erfolgseinstellung in jedem Büro“, fügte sie hinzu.

Abkehr von fossilen Brennstoffen

„Der auf der Weltklimakonferenz in Dubai am vergangenen Mittwoch beschlossene Ausstieg aus den fossilen Energieträgern Kohle, Öl und Erdgas ist nicht nur ein sehr wichtiges Signal für den Klimaschutz“, sagte Professor Frithjof Staiß, Geschäftsführer des ZSW. „Dieser Wandel erfordert einen Ausbau der erneuerbaren Energien in völlig neuen Dimensionen. Um den künftigen Bedarf an Kohlenwasserstoffen zu decken, wird zunächst grüner Wasserstoff benötigt, der mittels Elektrolyse mit erneuerbarem Strom hergestellt wird.

„Obwohl unvermeidbare Prozessemissionen als Kohlenstoffquelle genutzt werden können, werden diese bei weitem nicht ausreichen, um den klimaneutralen Bedarf an synthetischen Kohlenwasserstoffen als Rohstoffe zu decken, insbesondere in der chemischen Industrie sowie in der Luftfahrt und der internationalen Schifffahrt.“ Wir müssen daher so schnell wie möglich mit dem Ausbau von Direct-Air-Capture-Systemen zur direkten Extraktion von Kohlendioxid aus der Luft beginnen. Auch diese benötigen erneuerbaren Strom. Die Ausbaudynamik der erneuerbaren Energien muss daher nicht nur in Deutschland, sondern weltweit deutlich zunehmen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.“

Das UBA, Deutschlands nationales Umweltamt, stimmte zu, dass die Ziele herausfordernd seien. „Nach aktuellen Schätzungen muss die erneuerbare Stromerzeugung auf rund 600 Terawattstunden steigen [by 2030] und damit mehr als verdoppeln, um den steigenden Elektrifizierungsbedarf im Wärme- und Verkehrssektor zu decken“, teilte die Agentur mit.

Besonders hoch sei der Anteil erneuerbaren Stroms laut ZSW und BDEW im Juli (59 %), im Mai (57 %) sowie im Oktober und November (jeweils 55 %) gewesen. Im Juni erreichte die Stromerzeugung aus Solarstromanlagen mit 9,8 TWh einen neuen Allzeitrekord, während die Stromerzeugung aus Windenergie an Land mit 113,5 TWh im Gesamtjahr einen neuen Rekord erreichte. Solar- und Windenergie trugen rund 75 Prozent des deutschen Stroms aus erneuerbaren Energien bei, der Rest wird durch Biomasse, Wasserkraft und einen kleinen Teil Geothermie gedeckt Sauberer Energiedraht.

Nach vorläufigen Berechnungen wurden im Jahr 2023 in Deutschland insgesamt 508 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt. Das sind fast 11 Prozent weniger als im Jahr 2022, dank weit verbreiteter Einsparmaßnahmen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Davon stammten 267 Milliarden kWh aus erneuerbaren Energien, verglichen mit 253 Milliarden kWh im Jahr 2022. Onshore-Windkraftanlagen hatten mit 113,5 Milliarden kWh den größten Anteil an der erneuerbaren Stromerzeugung, verglichen mit 100 Milliarden kWh im Jahr 2022.

Photovoltaikanlagen lieferten 62 Milliarden kWh gegenüber 59,3 Milliarden kW im Jahr 2022, dicht gefolgt von Biomasse (einschließlich des biogenen Anteils des Siedlungsabfalls) mit 49,7 Milliarden kWh – die gleiche Menge wie im Jahr 2022. 23 Milliarden kWh Strom stammten von Offshore-Windkraftanlagen gegenüber 25,2 Milliarden kWh Wasserkraftwerke lieferten 18,7 Milliarden kWh, gegenüber 17,4 Milliarden kWh im Jahr 2022.

Der Weg nach vorne für erneuerbare Energien

Deutschland, die größte Volkswirtschaft der EU, wurde vom Verlust des billigen Methangases aus Russland hart getroffen, hat aber hervorragende Arbeit dabei geleistet, die Lücke mit erneuerbaren Energien zu schließen, selbst nachdem in diesem Jahr sein letztes Kernkraftwerk abgeschaltet wurde. Bloomberg schreibt, dass die erneuerbaren Energien in Europa – insbesondere die Offshore-Windkraft – trotz der Bemühungen um mehr erneuerbare Energien und andere kohlenstoffarme Energiequellen mit Herausforderungen konfrontiert sind, darunter höheren Finanzierungs- und Komponentenkosten.

Ähnliches ist in den USA passiert, wo Offshore-Windkraftprojekte aufgrund finanzieller Bedenken und des Widerstands lokaler Gemeinden, die die Dringlichkeit der Abkehr von fossilen Brennstoffen noch nicht vollständig erkannt haben, verzögert oder abgesagt wurden. Die Nachrichten über erneuerbare Energien in Deutschland sind zwar erfreulich, doch erst wenn erneuerbare Energien die Kohle- und Methanerzeugung vollständig ersetzen, wird es zu einem deutlichen Rückgang der globalen Kohlenstoffemissionen kommen.

Die in Dubai vereinbarte Vision einer Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030 erfordert kontinuierliche und konzertierte Anstrengungen von Industrie und Politik. Wir haben die Jahre zwischen den Pariser Klimaabkommen und dem letzten Klimagipfel mit Lippenbekenntnissen zu der Idee verschwendet, die Emissionen zu senken und sie tatsächlich deutlich zu erhöhen. Jetzt müssen wir doppelt so weit und doppelt so schnell fahren.

Deutschland ist der Beweis dafür, dass erneuerbare Energien die meiste Zeit einer großen Industriewirtschaft mit Strom versorgen können. Grund genug für andere Nationen, ihre eigenen Strategien für erneuerbare Energien mutig voranzutreiben.


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