Louis van Gaal sagt, er könne sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal in einem Pflichtspiel gegen Gregg Berhalter gespielt habe.
Berhalter, dessen US-Team am Samstag im Achtelfinale der WM gegen Van Gaals Niederlande antreten wird, glaubt ihm keine Sekunde.
Das Datum war der 4. Mai 1997. Berhalter war ein frischgebackener 23-jähriger Innenverteidiger für eine Mannschaft aus dem Mittelfeld von Sparta Rotterdam schlug Van Gaals Ajax-Team – der nur 11 Tage zuvor im Halbfinale der Champions League gespielt hatte – dank eines Siegers in der 88. Minute.
„Ich glaube, er erinnert sich“, sagte Berhalter am Freitag schmunzelnd. “Da er so konkurrenzfähig ist, muss er sich an dieses Spiel erinnern.”
25 Jahre später wird der US-Trainer erneut die Rolle des Außenseiters übernehmen, wenn die Amerikaner auf eine favorisierte niederländische Mannschaft treffen, die seit Van Gaal nach der letztjährigen Europameisterschaft in 18 Spielen noch keine Niederlage einstecken musste und nur 14 Gegentore kassierte diese Spanne. Sollten sie sich gegen die Oranje durchsetzen, würden die Amerikaner zum ersten Mal seit 2002 wieder unter den letzten Acht einer WM stehen, als Berhalter mit dem linken Fuß spielte schickte die USA beinahe ins Halbfinale auf Kosten Deutschlands.
Dass das größte Spiel seiner dreieinhalbjährigen Amtszeit gegen die Niederlande ausgetragen wird, ist für Berhalter, der der erste Mann ist, der bei einer Weltmeisterschaft für eine amerikanische Mannschaft spielt und diese leitet, von zusätzlicher Bedeutung. Nachdem er die University of North Carolina nach seiner Juniorensaison verlassen hatte, machte er sich zu Beginn seiner anderthalb Jahrzehnte langen Spielerkarriere in Europa bei einer Reihe niederländischer Vereine die Zähne aus und unterschrieb 1994 bei Zwolle und 1996 bei Sparta und Cambuur Leeuwarden im Jahr 1998.
Es ist keine Überraschung, dass der niederländische Fußball seine Trainerphilosophie tief geprägt hat.
„Ich habe in Holland so viel gelernt“, sagte Berhalter. „Es ist fast wie, was für Konzepte nicht Ich habe aus dem niederländischen Fußball genommen? Es war eine großartige Erfahrung, dort zu sein.
„Nach jedem Training diskutiert man mit seinen Spielern darüber. Nach jedem Spiel redet man mit den Leuten über das Spiel. Die Leute lieben es, über Fußball zu diskutieren, und man lernt wirklich viel.
„Ich bin gerade von der Universität nach Holland gegangen, völlig unvorbereitet auf Profifußball. Wenn ich nicht in Holland wäre, hätte ich glaube ich nicht diesen Hintergrund gehabt, der meine Ideen wirklich geprägt hat.“
Berhalter beschrieb, wie seine Erfahrung in den Niederlanden ein Erwachen für die Nuancen des Spiels war, die nicht Teil seiner Entwicklung zu Hause waren.
“Nur über Abstand und das Positionsspiel, dritter Mann, Dreiecke”, sagte er. „Es gab einen Stürmer, einen alten Stürmer, mit dem ich gespielt habe, als ich dort ankam. Sein Name war Remco Boere. Er würde mich anschreien, weil ich ihm den Ball mit zu viel Spin gegeben habe. Er wollte Bälle, die direkt auf ihn zukamen und die ich mit meinen Schnürsenkeln treffen musste. Und ich war nicht gut genug mit meinen Schnürsenkeln zu schlagen, also musste ich üben, üben, üben, damit ich ihm den Ball spielen konnte, den er wollte.
„Wenn Sie jemals jemandem einen Ball zugespielt haben und ihn auf den falschen Fuß gelegt haben, würden sie anfangen, Sie anzuschreien. Wie knackig du Pässe spielst. Es gab viele Details, die mir gefehlt haben und die ich in Holland gelernt habe.“
Berhalter ist nicht die einzige Figur im US-Lager mit tiefen Verbindungen zu den Niederlanden. Der Sportdirektor des US-Fußballs, Earnie Stewart, wurde in der südniederländischen Stadt Veghel geboren, Kapitän der Nationalmannschaft beim berühmten Sieg gegen Portugal, mit dem die Weltmeisterschaft 2002 begann.
Der US-Rechtsverteidiger Sergiño Dest, Sohn einer holländischen Mutter und eines surinamisch-amerikanischen Vaters, wuchs in Almere auf und besuchte die renommierte Jugendakademie von Ajax. Als er überlegte, ob er die USA oder die Niederlande auf internationaler Ebene vertreten sollte, war es Berhalters Verbindung zu Dest, die den Ausschlag gab.
„Als er auf die professionelle Ebene wechselte, erregte die niederländische Seite und unsere Seite einige Aufmerksamkeit“, sagte Berhalter. „Und im Grunde ging es darum, nur eine Verbindung zu ihm herzustellen, mit ihm darüber zu sprechen, was wir für seine Rolle für uns hielten, was die Pläne für diese Gruppe in den nächsten acht Jahren sind, und ihn dann seinen Teamkollegen vorzustellen und zu bekommen ihn in unsere Umgebung.“
Der 22-jährige Dest sagte: „Es wird ziemlich lustig, gegen das Land zu spielen, in dem ich geboren wurde. Ich kenne dort fast jeden einzelnen.“
Die drängendste Frage im US-Lager vor dem Spiel am Samstag betraf die Fitness von Christian Pulisic, der sich beim Siegtor im Sieg-oder-Go-Heimspiel am Dienstag gegen den Iran, das den Einzug der Amerikaner in die K.-o.-Runde besiegelte, eine Beckenprellung zugezogen hatte das fünfte Mal seit 1994.
Einen Tag nachdem der Chelsea-Flügelspieler sagte, dass er vor einer Trainingseinheit in der Al-Rayyan-Zentrale die Verletzung von Tag zu Tag ertrage, aber „alles in meiner Macht Stehende tue, um am Samstag auf dem Feld stehen zu können“, sagte Berhalter bot eine etwas rosigere Einschätzung.
„Wir werden ihn heute auf dem Trainingsplatz sehen“, sagte der Manager. „Ich denke, es sieht ziemlich gut aus, also müssen wir ihn heute auf dem Platz sehen, um eine Bestätigung dafür zu bekommen.“
US-Fußball später bestätigt Pulisic wurde für das Spiel gegen die Niederländer freigegeben.
Weniger optimistisch war Berhalter in Bezug auf die Verfügbarkeit von Josh Sargent, dem Stürmer von Norwich City, der in der 77. Minute des Iran-Spiels mit einer Verletzung am rechten Knöchel vom Platz musste.
„Er ist ein weiterer, den wir im Training testen werden, um zu sehen, wo er steht“, sagte Berhalter. „Er wird testen. In diesem Stadium ist es Zeit zu gehen. Wenn du es durchziehen kannst, tust du es.“
Die Vereinigten Staaten haben wenig getan, um die seit langem bestehenden Bedenken hinsichtlich ihrer Fähigkeit, während ihrer Zeit in Katar Tore zu erzielen, auszuräumen und haben bisher in drei Spielen nur zwei Tore erzielt. Aber sie sind das einzige Team, das die Gruppenphase ohne Gegentor aus dem offenen Spiel überstanden hat – und Berhalter ist zuversichtlich, dass das engmaschige Teamspiel, mit dem die Amerikaner so weit gekommen sind, ausreichen wird, um die unbestreitbare Lücke in der individuellen Leistung zu schließen.
„Es ist hart“, sagte er. „[The Dutch] Talent haben. Ich sehe sie mit zwei Stürmern spielen, einer hinter dem Stürmer. Es könnte eine beliebige Kombination sein, gegen wen sie gespielt haben, aber sie haben mit Memphis Depay und einigen echten Top-End-Talenten [Cody] Gakpo und wenn [Steven] Bergwijn spielt.
„Aber uns geht es um das Kollektiv. Die Viererkette hat einen tollen Job gemacht. Der Torhüter hat einen tollen Job gemacht. Es geht darum, sich im Team zu verteidigen, als Einheit zu arbeiten und sich gemeinsam zu bewegen. Und wenn wir das tun, bringen wir den Gegner in schwierige Positionen, in denen er nicht auf die Räume zugreifen kann, auf die er zugreifen möchte. Und ich denke, darin waren wir bei diesem Turnier bisher gut.“