Die Ineos-Gruppe von Sir Jim Ratcliffe hat es endlich geschafft einigte sich auf einen Kaufvertrag von 25 % von Manchester United.
Es ist das erste Mal seit der Übernahme der Kontrolle über United durch die Glazers im Jahr 2005, dass eine Gruppe außerhalb der Familie einen so bedeutenden Anteil hält.
Und während die in den USA ansässigen Eigentümer des Vereins die Mehrheitsbeteiligung und den größten Teil der Stimmrechte behalten, wird Ratcliffes Ineos-Gruppe die Kontrolle über den Fußballbetrieb übernehmen und er wird in der Lage sein, die Entscheidungen zu treffen, die er für die besten hält, um United wieder im Kampf um große Titel zu unterstützen.
BBC Sport wurde mitgeteilt, dass es etwa sechs bis acht Wochen dauern könnte, bis die Beteiligung ratifiziert wird und Ratcliffe beginnen kann, seine Präsenz zu zeigen.
Hier sehen wir uns die Bereiche an, über die er nachdenken wird.
Wie viel kann man im Januar-Transferfenster ausgeben?
Es wird Februar sein, bis der Deal abgeschlossen ist, was bedeutet, dass das Transferfenster im nächsten Monat geschlossen sein wird, wenn Ratcliffe offiziell beteiligt ist.
In den 18 Jahren der Glazer-Kontrolle hat United 2,21 Milliarden Euro an Ablösesummen ausgegeben – 1,94 Milliarden Pfund zum aktuellen Umrechnungskurs. Das ist der dritthöchste Betrag in Europa in diesem Zeitraum hinter Chelsea (2,7 Milliarden Pfund) und Manchester City (2,33 Milliarden Pfund).
United könnte deutlich mehr ausgeben, als sie bereits haben, wenn die Glazers bereit wären, zusätzlich zu den Einnahmen des Unternehmens ihr eigenes Geld auszugeben.
Es wird oft gesagt, dass der Januar ein schwieriges Zeitfenster für hochwertige Neuverpflichtungen sei, und es scheint sicher, dass Ten Hag aufgefordert wird, das Budget einzuhalten und bei allen Änderungen kreativ zu sein.
Im Januar erwarb er Torhüter Jack Butland, Mittelfeldspieler Marcel Sabitzer und Stürmer Wout Weghorst auf Leihbasis, am Deadline Day im September auch Verteidiger Sergio Reguilon und Mittelfeldspieler Sofyan Amrabat.
United hat bereits erklärt, dass sie nicht damit rechnen, im nächsten Monat in umfangreiche Geschäfte verwickelt zu werden, eine Situation, die durch die Komplikationen um die Zukunft von Jadon Sancho nur noch verschärft wird, da ein Verkauf des 23-Jährigen einen erheblichen Verlust mit sich bringen würde und eine Leihe fast sicher ist beinhaltet eine Subventionierung seines Lohns.
Erik ten Hags Zukunft
Während der Probleme von United auf dem Platz in dieser Saison gab es bisher keine Anzeichen dafür, dass die Position von Trainer Erik ten Hag gefährdet ist.
Allerdings steht und fällt der Niederländer, wie jeder Trainer, mit den Ergebnissen auf dem Platz, und United hat nach der jetzigen Woche vor der Pause im Januar noch schwierigere Spiele Ihr schlechtester Saisonstart seit 1930 in Bezug auf Niederlagen, nach der Niederlage am Samstag bei West Ham.
Trotz der Auszeichnung als Premier-League-Manager des Monats November hat United nur eines seiner letzten sieben Spiele gewonnen. Insgesamt haben sie in dieser Saison wettbewerbsübergreifend 13 von 26 Spielen verloren.
Ihre Champions-League- und Ligapokal-Kampagnen sind bereits vorbei.
In der Premier League liegt United auf dem achten Platz, 12 Punkte hinter Spitzenreiter Arsenal und acht Punkte von einem Platz unter den ersten vier entfernt.
In den nächsten drei Spielen trifft United zu Hause auf die Top-Vier Aston Villa und Tottenham. Zu diesem Zeitpunkt sollte klar sein, ob sie überhaupt eine Chance haben, unter die Top Vier zu kommen, auch wenn der fünfte Platz für einen Platz in der Champions League ausreichen könnte.
Und was noch wichtiger ist: Es wird sich zeigen, ob es dem Niederländer gelungen ist, ein überzeugendes Team zusammenzustellen, nachdem er in den drei Transferperioden, für die er tätig war, fast 400 Millionen Pfund ausgegeben hat.
Das Jadon-Sancho-Problem
Eines der drängendsten Themen im Ineos-Postfach ist die Zukunft von Jadon Sancho.
Wenn sich der englische Flügelspieler Sancho als Reaktion auf Ten Hags Erklärung, warum er wegen der Niederlage gegen Arsenal am 3. September aus dem Kader von United gestrichen wurde, öffentlich für seinen jetzt gelöschten hetzerischen „Sündenbock“-Beitrag in den sozialen Medien entschuldigen würde, könnte er das theoretisch tun zurück zur Falte.
In Wirklichkeit ist so viel Zeit vergangen, in der keine der beiden Parteien nachgegeben hat, dass es im Januar zu einer Art Spaltung kommt – ob dauerhaft oder vorübergehend –, die unvermeidlich erscheint. Und das wird kostspielig sein.
Ratcliffe und Rechtshänder Sir Dave Brailsford könnten sich in der unangenehmen Lage befinden, entweder die Subventionierung eines Teils von Sanchos Gehalt durch United oder eine Mammutkürzung der 73 Millionen Pfund, die der Verein Borussia Dortmund im Jahr 2021 für ihn gezahlt hat, sanktionieren zu müssen sich mit einem Problem befassen, für das Ten Hag bisher 100 % Unterstützung erhalten hat.
Das Old Trafford-Stadion
Im Rahmen des Deals wird Ratcliffe 300 Millionen US-Dollar (236 Millionen Pfund) für zukünftige Investitionen in das Old Trafford-Stadion und die Infrastruktur des Vereins bereitstellen.
Man geht jedoch davon aus, dass dieser Betrag – so hoch er auch ist – nicht annähernd ausreichen wird, um die Renovierungsarbeiten zu finanzieren, die erforderlich sind, um den Standard zu erreichen, der von einem Klub von Uniteds Rang verlangt wird.
Es wird genau geprüft, wie weitere Verbesserungen finanziert werden.
United-Fans argumentieren seit langem, dass die Schulden und die damit verbundenen Kosten, die durch die Glazer-Übernahme entstanden sind und nun auf mehr als eine Milliarde Pfund geschätzt werden, für die Verbesserung des Teams hätten ausgegeben werden sollen.
Allerdings gibt es praktisch keine Beispiele dafür, dass Infrastrukturprojekte der geplanten Größe ohne erhebliche externe Finanzierung abgeschlossen werden könnten – das neue 1-Milliarden-Pfund-Stadion von Tottenham ist ein aktuelles Beispiel. Die Kosten für Bauarbeiten verteilen sich tendenziell über einen längeren Zeitraum, wobei die Möglichkeit einer Rückzahlung in den Plänen berücksichtigt wird, was in vielen Fällen durch die Schaffung von Verwaltungsbereichen geschieht.
Dennoch wird der Gedanke, noch mehr zu übernehmen, für einen Verein, der bereits hoch verschuldet ist, für einige Fans schwer zu ertragen sein.
Die United-Fangemeinde
Die großen Fangruppen von United waren sich darin einig, dass ihr bevorzugtes Ergebnis der „Überprüfung strategischer Alternativen“, als sie vor mehr als 12 Monaten ins Leben gerufen wurde, darin bestand, dass die Glazers vollständig gehen würden.
Das wird nicht passieren – zumindest nicht bald. Auch der katarische Geschäftsmann Scheich Jassim wird nicht wie versprochen Milliarden für United verschwenden, wenn er den Verein kaufen dürfte.
Offensichtlich hätte die Ankunft von Scheich Jassim Bedenken hinsichtlich des Sportswashing hervorgerufen, so wie Ineos auf Greenwashing-Behauptungen reagieren musste.
Jetzt werden die Fans wissen wollen, wie die Beziehung zwischen den Glazers und Ratcliffe funktionieren wird.
Ratcliffes bisherige Geschäftsgeschichte lässt darauf schließen, dass er nicht passiv bleiben wird. Die Arbeit der Glazers bei United deutet darauf hin, dass sie sich nicht zu etwas drängen lassen.
Eine Quelle, die die Mechanismen von United versteht, sagte gegenüber BBC Sport: „Jim Ratcliffe wird die Glazers auf eigene Gefahr unterschätzen, aber die Glazers werden Jim auch auf eigene Gefahr unterschätzen.“
Wann immer Ratcliffe mit den Medien spricht, muss er sich mit der schwierigen Balance auseinandersetzen, zu akzeptieren, dass United seit über einem Jahrzehnt auf dem Platz stark unterdurchschnittlich abgeschnitten hat, und gleichzeitig nicht die ganze Schuld den Leuten zuzuschieben, die die Mehrheit der Anteile halten.
Die Fans von United müssen zumindest das Gefühl haben, dass Ratcliffe auf das Ergebnis hinarbeitet, das immer sein Wunsch war; dass er im Old Trafford die Kontrolle übernimmt.
Wenn sie es nicht tun, werden die Proteste wahrscheinlich weitergehen.
