Wirtschaft: Streik bei den Eurowings-Piloten

Pilotengewerkschaft ruft bei Eurowings zu Streik am Donnerstag auf

Betroffen vom Streik ist offenbar nur der Flugbetrieb von Eurowings Deutschland.

Andreas Rentz / Getty Images Europe

(dpa) Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hat für Donnerstag zu einem ganztägigen Streik bei der Fluggesellschaft Eurowings aufgerufen. Die Verhandlungen über den Manteltarifvertrag bei der Lufthansa-Tochter seien gescheitert, teilte die VC am Dienstag mit. Eurowings kritisierte den angekündigten Streik als unverhältnismässig und unverantwortlich. Zunächst war nicht bekannt, wie viele Flüge von dem Ausstand betroffen sind. Bestreikt werde der Flugbetrieb von Eurowings Deutschland, aber nicht jener von Eurowings Europe, teilte ein Unternehmenssprecher mit.

Der VC geht es in dem Konflikt um bessere Arbeitsbedingungen. Eine zentrale Forderung ist die Entlastung der Mitarbeiter beispielsweise durch eine Verringerung der maximalen Flugdienstzeiten sowie die Erhöhung der Ruhezeiten. «Zehn Verhandlungsrunden, davon zwei nach dem eindeutigen Signal der Urabstimmung, haben zu keiner nennenswerten Annäherung geführt», hiess es von der Gewerkschaft.

Eurowings-Personalchef Kai Duve sagte, die Gewerkschaft fordere trotz zweier in den kommenden vier Monaten anstehender Gehaltserhöhungen von deutlich mehr als zehn Prozent 14 zusätzliche freie Tage im Jahr sowie eine Senkung der maximalen Wochenarbeitszeit um fünf Stunden. «Das ist in Zeiten, in denen sich Millionen Menschen vor einem kalten Winter und der nächsten Heizkostenrechnung fürchten, nicht nur masslos. Die Forderungen würden auch 20 Prozent unserer Flüge unmöglich machen und damit die Zukunftsfähigkeit des Flugbetriebs und seiner Mitarbeitenden gefährden», stellte der Manager fest.

Australiens Notenbank hebt Leitzins leicht an

Der australische Immobilienmarkt - im Bild die Skyline von Sydney - verliert durch die Zinserhöhungen der australischen Notenbank an Dampf.

Der australische Immobilienmarkt – im Bild die Skyline von Sydney – verliert durch die Zinserhöhungen der australischen Notenbank an Dampf.

Jia He, / www.imago-images.de

(dpa) Die australische Notenbank setzt ihren Kampf gegen die hohe Inflation fort, allerdings mit geringerem Tempo. Wie die Zentralbank am Dienstag in Sydney mitteilte, steigt ihr Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 2,6 Prozent. Analysten hatten zwar mit einer Straffung gerechnet, mehrheitlich allerdings einen Schritt um 0,5 Punkte erwartet. In diesem Ausmass hatten die Währungshüter ihre Geldpolitik mehrfach in den vergangenen Monaten gestrafft.

Der australische Dollar geriet nach der Zinsentscheidung unter Druck. Die Zinsen am Kapitalmarkt des Landes gingen vor allem in den kürzeren Laufzeiten zurück, die meist besonders deutlich auf Leitzinsänderungen reagieren. Notenbankchef Philip Lowe kündigte ungeachtet dessen weitere Zinsanhebungen zur Bekämpfung der Inflation an. Allerdings wies er auch darauf hin, dass die Zinsen innerhalb einer kurzen Zeit bereits stark erhöht worden seien.

CFO Umfrage: Getrübte Aussichten für die Schweizer Wirtschaft – Risiko einer Stagflation steigt

Schweizer Finanzchef beurteilen die Wirtschaftsperspektiven kritischer, ohne jedoch einen krassen Einbruch zu erwarten.

Schweizer Finanzchef beurteilen die Wirtschaftsperspektiven kritischer, ohne jedoch einen krassen Einbruch zu erwarten.

Christian Beutler / KEYSTONE

(sev.) Schweizer Unternehmen beurteilen die Konjunkturaussichten für die Schweiz deutlich schwächer als vor einem halben Jahr. Vor sechs Monaten gingen noch 22 Prozent der vom Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte befragten Finanzchefs von einem deutlichen Wachstumsrückgang aus, in der aktuellen Umfrage sind es bereits 37 Prozent. Dies bringt eine Besorgnis zum Ausdruck, ist aber noch kein eigentlicher Einbruch. Im Vergleich mit wichtigen Handelspartnern steht die Schweiz noch gut da.

Während die Einschätzung für die USA vergleichbar mit den Erwartungen für die Schweiz ausfällt, sind die Perspektiven der befragten Schweizer CFOs für Deutschland zutiefst pessimistisch. 77 Prozent gehen von negativen Entwicklungen bei unserem nördlichen Nachbarn aus. Selbst für das lange Zeit mit grosser Euphorie betrachtete China geht eine klare Mehrheit (64%) der befragten Finanzchefs von einer negativen Entwicklung aus – und dies von einem bereits markant tieferen Wachstumsniveau als in den vergangenen Jahren aus betrachtet.

Im Drei-Monats-Vergleich sind die Beurteilungen der CFOs des eigenen Unternehmens ebenfalls deutlich zurückgegangen. Eine Mehrheit von ungefähr einem Drittel sieht eine Verschlechterung der finanziellen Aussichten im Vergleich zur Beurteilung vom Juni. Immerhin: Beim Ausblick auf die nächsten 12 Monate geht weiterhin eine Mehrheit von 17% (44% positiv, 27% negativ, Rest neutral) davon aus, dass sich ihr Unternehmen positiv entwickeln wird. Schweizer Unternehmen wollen mehrheitlich auch in den kommenden 12 Monaten ihren Investitionsaufwand und die Anzahl der Beschäftigten erhöhen, aber mit deutlich mehr Vorsicht. Der Margendruck nimmt zu und das Kostenbewusstsein steigt.

VW und BMW steigern Absatz auf schwächelndem US-Automarkt

Volkswagen konnte seinen Absatz auf dem schwächelnden US-Automarkt deutlich steigern.

Volkswagen konnte seinen Absatz auf dem schwächelnden US-Automarkt deutlich steigern.

Imago/Christoph Hardt / www.imago-images.de

(dpa) Hartnäckige Lieferkettenprobleme wie mangelnde Computerchips bremsen den amerikanischen Automarkt weiter aus. Dank der hohen Nachfrage nach grösseren Fahrzeugen wie Stadtgeländewagen und Pick-up-Tucks konnten einige Hersteller im dritten Quartal dennoch deutliche Verkaufszuwächse verbuchen. So steigerte der deutsche Branchenriese Volkswagen den Absatz in den drei Monaten bis Ende September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12,0 Prozent auf 88 820 Neuwagen. Grund war vor allem ein starkes SUV-Geschäft mit den Modellen Atlas, Tiguan und Taos, wie VW am Montag mitteilte. Seit Jahresanfang sind die Verkäufe dennoch um 20,1 Prozent gesunken.

Volkswagens Sportwagentochter Porsche erhöhte den US-Absatz im dritten Quartal nach eigenen Angaben um 8,5 Prozent auf 16 581 Autos. Auch der deutsche Oberklasse-Hersteller BMW steigerte seine Verkäufe auf dem wichtigen US-Markt zuletzt. In den vergangenen drei Monaten lieferte BMW dort 78 031 Neuwagen seiner Stammmarke aus und erhöhte den Absatz damit im Jahresvergleich um 3,2 Prozent. Die Tochter Mini legte um 11,4 Prozent auf 7178 Fahrzeuge zu, wie BMW am Montag bekanntgab. Trotz der positiven Quartalsentwicklung ist der US-Absatz von BMW seit Jahresbeginn insgesamt um 5,3 Prozent gesunken. Die Zweitmarke Mini liegt nach neun Monaten mit 13,1 Prozent im Minus.

Auch wenn noch nicht alle Hersteller ihre Zahlen für das vergangene Vierteljahr vorgelegt haben, steht der US-Branchenprimus General Motors (GM) bereits als einer der grossen Gewinner fest. GM erhöhte die Verkäufe auf dem Heimatmarkt dank einer verbesserten Chip-Versorgung um 24 Prozent auf 555 560 Fahrzeuge und hielt den Rivalen Toyota damit das zweite Quartal in Folge auf Distanz. Bei den Japanern sackte der US-Absatz um 7,1 Prozent auf 526 017 Autos ab. Auch die internationale Branchengrösse Stellantis musste einen erheblichen Rückgang verkraften. Bei Honda brach der Absatz sogar um 36 Prozent ein, der Konkurrent Nissan verkaufte 23 Prozent weniger.

US-Börsenaufsicht brummt Kim Kardashian hohe Strafe auf

Kim Kardashian muss laut einem Vergleich mit der Börsenaufsicht 1,26 Millionen zahlen.

Kim Kardashian muss laut einem Vergleich mit der Börsenaufsicht 1,26 Millionen zahlen.

Imago/Mimmo Carriero / Ipa-Agency.net / www.imago-images.de

(dpa) Verschwiegene Einnahmen bei der Bewerbung einer Digitalwährung kommen Kim Kardashian teuer zu stehen. Der Reality-Star zahlt bei einem Vergleich mit der amerikanischen Börsenaufsicht SEC 1,26 Millionen Dollar an Bussgeldern und Entschädigungen, wie die Behörde am Montag mitteilte. Die Aufseher werfen Kardashian vor, bei Instagram eine Kryptowährung empfohlen zu haben, ohne offenzulegen, dass sie dafür 250 000 Dollar erhielt.

Die SEC warnt Anleger schon seit Jahren vor zweifelhaften Investment-Tipps von Promis mit hoher Reichweite im Internet – insbesondere bei hochspekulativen und häufig lasch regulierten Kryptoanlagen. 2018 hatte die US-Börsenaufsicht bereits Box-Star Floyd Mayweather und Hip-Hop-Produzent DJ Khaled hohe Geldstrafen aufgebrummt, weil sie auf ihren Social-Media-Kanälen unlautere bezahlte Promo-Aktionen für Geschäfte mit Digitalwährungen machten.

Inflation in der Türkei auf neuem Höchststand

Die Lebensmittelpreise sind in der Türkei um gut 93 Prozent gestiegen.

Die Lebensmittelpreise sind in der Türkei um gut 93 Prozent gestiegen.

Burhan Ozbilici / AP

(dpa) Die Inflation in der Türkei hat einen neuen Höchststand erreicht. Die jährliche Teuerung lag im September bei 83,45 Prozent, teilte das nationale Statistikamt am Montag in Ankara mit. Die Lebensmittelpreise waren um gut 93 Prozent gestiegen. Im August hatten die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 80,21 Prozent höher gelegen.

Die Inflation in der Türkei wird durch mehrere Faktoren getrieben. Seit längerem sorgt die schwache Landeswährung Lira für Preisauftrieb, da sie in die Türkei importierte Güter wechselkursbedingt verteuert.

Hinzu kommen Probleme in den internationalen Lieferketten, die Vorprodukte teurer machen. Daneben steigen die Preise von Energie und Rohstoffen, vor allem im Zusammenhang mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine.

Anders als die meisten Zentralbanken reagiert die türkische Notenbank auf die hohe Inflation nicht mit Zinsanhebungen, sondern mit Zinssenkungen.

Matt Sause wird neuer Diagnostics-Chef von Roche

Severin Schwan (links), CEO und zukünftiger Verwaltungsratspräsident von Roche, mit Thomas Schinecker, momentan noch CEO von Roche Diagnostics.

Severin Schwan (links), CEO und zukünftiger Verwaltungsratspräsident von Roche, mit Thomas Schinecker, momentan noch CEO von Roche Diagnostics.

Georgios Kefalas / Keystone

nel. Matt Sause, derzeit Leiter der Region Nordamerika von Roche Diagnostics, wird ab dem 1. Januar 2023 CEO der gesamten Sparte. Damit hat Roche die Nachfolge de noch amtierenden Diagnostics-Chef Thomas Schinecker geregelt. Sause wird zudem Mitglied der Konzernleitung, wie das Unternehmen am Montag mitteilte.

Thomas Schinecker wird ab dem 1. März 2023 den Chefposten bei dem Pharmakonzern übernehmen. Er folgt auf Severin Schwan, der derzeit noch CEO ist, vom Verwaltungsrat aber bei der Generalversammlung am 14. März 2023 für die Wahl zum Verwaltungsratspräsidenten vorgeschlagen wird.

Den Wechsel hatte Roche bereits im Juli bei der Vorlage der Halbjahreszahlen kommuniziert. Offen war zu diesem Zeitpunkt noch, wer künftig die Diagnostik-Sparte leiten werde.

Wie Roche am Montag weiter mitteilte, hat Sause hat seine Laufbahn bei dem Unternehmen 2002 als Senior Molecular Account Manager in den USA gestartet. In den folgenden Jahren arbeitete er für die Divisionen Diagnostics und Pharma in mehreren Ländern in der kaufmännischen Geschäftsleitung und im Global Product Leadership. Im Jahr 2018 wechselte er zu Genentech in den USA und wurde Lifecycle Leader im Bereich Onkologie, bevor er seine derzeitige Position als Leiter der Region Nordamerika von Roche Diagnostics übernahm.

ABB schliesst Abspaltung von Accelleron ab

nel. ABB hat seine Turboladersparte Accelleron endgültig abgespalten. Ab Montag wird Accelleron an der Schweizer Börse gehandelt, teilte das Unternehmen mit.

Accelleron startete mit einem Eröffnungskurs von 18 Franken je Aktie in den ersten Handelstag an der SIX Swiss Exchange und legte in der Folge minimal zu. Damit ergibt sich für das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von gut 1,7 Milliarden Franken.

Die ABB-Aktionäre erhalten, wie bereits im Vorfeld mitgeteilt wurde, für je 20 gehaltene ABB-Aktien eine Accelleron-Aktien als Sachdividende. Die Genehmigung für die Abspaltung haben die Aktionäre vor knapp vier Wochen erteilt.

Der Spin-off sei Teil der Strategie von ABB, sich auf zunehmende globale Megatrends in der Elektrifizierung und Automatisierung zu fokussieren. Gleichzeitig erhalte Accelleron die Möglichkeit, als eigenständiges, kotiertes Unternehmen mit grösserer Flexibilität und Unabhängigkeit zu wachsen, so ABB.

Autozulieferer Vitesco plant kürzere Lieferketten

Autozulieferer Vitesco will seine Lieferketten kürzen und regionalisieren.

Autozulieferer Vitesco will seine Lieferketten kürzen und regionalisieren.

Staff / Reuters

(dpa) Der Autozulieferer Vitesco will angesichts des Mangels an wichtigen Bauteilen seine Lieferketten stärker regionalisieren. Vorstandschef Andreas Wolf zufolge befindet sich der Antriebsspezialist im Gespräch mit den Kunden darüber, wie die Liefernetze robuster gemacht werden können – auch wenn es mehr Geld kostet. «Ganz konkret sprechen wir mit Kunden darüber, die Vorprodukte aus China beziehen, und fragen: Was würde es denn kosten, wenn man diese Vorproduktion in Europa oder in den USA direkt hätte?» sagte Wolf im Gespräch mit der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX.

Deutschland habe beim reinen Blick auf die Komponenten gegenüber anderen Ländern und Regionen einen Kostennachteil. «Ich denke aber, dass man Kosten, die man bisher nie so richtig berücksichtigt hat, dazu addieren muss – zum Beispiel unterbrochene Lieferketten und Störungen der eigenen Produktion», sagte Wolf. «Die Sicherheit der Lieferkette ist ein ganz wichtiger Hebel für uns.»

Die ehemalige Continental-Tochter leidet wie die gesamte Branche unter fehlenden Bauteilen. Die Auftragsbücher seien voll, könnten aber immer noch nicht ausreichend abgearbeitet werden. «Für die Zukunft gehe ich davon aus, dass Lieferketten stärker regionalisiert werden», sagte der Chef des Regensburger SDax-Konzerns.

Viele Mitarbeiter in Deutschland sind von Umbaumassnahmen durch die Elektrifizierung betroffen. Turbolader oder Hochdruckpumpen für Einspritzsysteme hätten keine langfristigen Wachstumschancen mehr. «Entsprechende Standorte werden runtergefahren oder geschlossen», sagte Wolf. Andere Produkte seien technologisch anspruchsvoll, profitierten von der Nähe zur Entwicklung und seien auch nicht sehr lohnintensiv. »Diesen Schritt planen wir in Nürnberg.»

Vitesco baut an seinem Nürnberger Werk bis zu zwei Drittel der Stellen ab – von 1160 Arbeitsplätzen fallen gut 800 weg. «Wir können die Rahmenbedingungen wie Lohn- oder Energiekosten nicht ändern», sagte Wolf. Vitesco versuche, alle Ingenieure mitzunehmen. Relativ einfach sei die Umqualifizierung im Bereich der Elektronik. Gut 1000 Mitarbeiter seien bereits weiterqualifiziert.

«Es gibt aber auch Standorte, wie zum Beispiel in Korea, die künftig komplett mit Produkten für die Elektrifizierung gefüllt werden, obwohl sie heute noch Verbrennerkomponenten fertigen», sagte Wolf. «Dort werden wir sogar Mitarbeitende einstellen», sagte der Manager. Wie viele Mitarbeiter tatsächlich vom Umbau betroffen sein werden, sei schwer vorherzusagen. Im vergangenen Jahr hat Vitesco mit 37 000 Mitarbeitern an 50 Standorten 8,3 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet.

Derzeit gehen bei Vitesco rund 80 Prozent der Aufträge bereits für Elektroautoteile ein – das werde auch so bleiben, sagte Wolf. Beim Umsatz stehen die Elektroteile allerdings noch lediglich für rund 10 Prozent des Geschäfts. 2024 oder 2025 soll es rund ein Drittel sein, bis 2030 soll der Anteil auf über 70 Prozent anziehen.

Die Inflation im Euro-Raum steigt auf Rekordwert von 10 Prozent

Der Energiebereich ist mit Abstand der wichtigste Treiber der Inflation.

Der Energiebereich ist mit Abstand der wichtigste Treiber der Inflation.

Imago/Christoph Hardt / www.imago-images.de

tsf. In der Euro-Zone steigen die Preise unvermindert weiter. Im September haben sie gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10 Prozent weiter angezogen, wie die Statistikbehörde Eurostat am Freitag zu ihrer ersten Schätzung mitteilte. Es ist der stärkste Anstieg seit der Einführung des Euro als Buchgeld im Jahr 1999. Analytiker hatten nur mit einer Inflationsrate von 9,7 Prozent gerechnet. Im August war eine Inflation von 9,1 Prozent gemessen worden.

Erneut war der Energiebereich der Haupttreiber: Hier stiegen um rekordhohe 40,8 Prozent (38,6 Prozent im August). Dahinter folgen die Sektoren «Lebensmittel, Alkohol und Tabak» (11,8 Prozent, gegenüber 10,6 Prozent im August), «Industriegütern ohne Energie» (5,6 Prozent, gegenüber 5,1 Prozent im August) und «Dienstleistungen» (4,3 Prozent, gegenüber 3,8 Prozent im August).

Die höchsten Inflationsraten im Währungsraum wiesen mit mehr als 20 Prozent erneut die drei baltischen Staaten auf. So stiegen die Verbraucherpreise in Estland um 24,2 Prozent, in Litauen um 22,5 und in Lettland um 22,4 Prozent. In Deutschland betrug die nach europäischen Standards berechnete Inflationsrate 10,9 Prozent.

Die SNB hat Devisen verkauft im zweiten Quartal

tf. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im zweiten Quartal dieses Jahres erstmals seit langer Zeit mehr Devisen verkauft als gekauft. Mit 5 Millionen Franken fällt der entsprechende Betrag zwar sehr bescheiden aus; so lagen die Devisenanlagen zu Quartalsende bei sehr hohen 884 Milliarden Franken. Seit Bekanntgabe entsprechender Quartalsdaten ab Anfang 2020 kam es bisher aber in jedem Quartal zu Devisenkäufen.

Im ersten Quartal dieses Jahres betrugen die Käufe noch rund 5,7 Milliarden und im Schlussquartal 2021 gar 12,6 Milliarden Franken. Im Corona-Jahr hatten sich die Interventionen der SNB am Devisenmarkt gar auf rund 110 Milliarden Franken summiert. Das Ziel der damit verbundenen Devisenverkäufe bestand vor allem darin, eine als übermässig bewertete Erstarkung des Frankens zu verhindern.

Wenn nun im zweiten Quartal der Wind gedreht hat und Devisen verkauft worden sind, erklärt sich dies mit der hohen Inflation von derzeit 3,5 Prozent. Um den Inflationsdruck aus dem Ausland abzudämpfen, lässt die SNB seit geraumer Zeit eine nominale Aufwertung des Frankens zu. Sie betrachtet den Franken angesichts der hohen Inflationsunterschiede zum Ausland auch nicht länger als überbewertet.

ABB verkauft Rest der Stromnetzsparte

ABB verkauft die letzten Anteile am Hitachi-Energy-Joint-Venture.

ABB verkauft die letzten Anteile am Hitachi-Energy-Joint-Venture.

Arnd Wiegmann / Reuters

bet. Der Industriekonzern ABB trennt sich von den verbliebenen knapp 20 Prozent am Joint Venture Hitachi Energy. Die Japaner üben eine Kaufoption aus, die bei der Bildung des Gemeinschaftsunternehmens im Dezember 2018 vereinbart worden war. Der Wert der Kaufoption beträgt 1,7 Milliarden Dollar, wobei ABB von einem Mittelzufluss von 1,4 Milliarden Dollar ausgeht. Die Transaktion sei früher als erwartet und zu günstigen Konditionen erfolgt, teilte ABB mit.

Hitachi Energy war im Jahr 2020 aus der Stromnetzsparte von ABB hervorgegangen. Die Schweizer hatten 80,1 Prozent ihrer Abteilung Power Grids in das Joint Venture eingebracht, um sich zu dezentralisieren, die Firmenorganisation zu vereinfachen und sich zu fokussieren.

Der Verkauf von Power Grids wurde als wichtiger Wendepunkt in der Geschichte des Unternehmens bezeichnet. Er bedeutete den Ausstieg aus dem Geschäft mit grossen Infrastrukturprojekten. Das neue Unternehmen behielt als Hitachi ABB Power Grids den Hauptsitz in Zürich und zählt weltweit 40 000 Mitarbeiter. Ende 2021 wurde es in Hitachi Energy umbenannt. ABB setzte seither die Strategie der Desinvestitionen fort und konzentriert sich auf die Bereiche Elektrifizierung und Automatisierung.

Mit dem Geld von Hitachi verschaffe sich ABB zusätzliche Flexibilität bei Entscheidungen zur Kapitalallokation, hiess es vom Unternehmen. Damit können zum Beispiel Übernahmen, der Rückkauf von Aktien oder Dividendenerhöhungen gemeint sein. Schon Erlöse aus dem Verkauf der Mehrheit an Power Grids wurden für Aktienrückkäufe verwendet.

Fall VW und Porsche: Anleger abgeblitzt

(dpa) Im milliardenschweren Rechtsstreit um die Folgen der gescheiterten VW-Übernahme durch die Porsche SE im Jahr 2008 haben die Kläger einen herben Dämpfer erlitten. Die Zurückweisung zahlreicher Ziele der Anleger bedeute, dass die Musterfeststellungsklage keinen Erfolg habe, sagte der Richter am Freitag im Oberlandesgericht Celle. Das Ergebnis in dem Kapitalanleger-Musterverfahren ist für die am Landgericht Hannover ausgesetzten Verfahren bindend, wie ein Sprecher des Gerichts sagte.

Nach Angaben des Gerichts hatten die Kläger und Beigeladene die erlittenen Schäden auf mehr als 4,9 Milliarden Euro beziffert. Mit der OLG-Entscheidung vom Freitag dürfte klar sein, dass die Verfahren am Landgericht Hannover wohl keine Aussicht auf Erfolg haben.

Hintergrund des Verfahrens ist der Versuch des heutigen Volkswagen-Haupteigners, der Porsche Automobil Holding, den wesentlich grösseren VW-Konzern zu übernehmen. Am Ende hielt die Porsche SE mit 52,2 Prozent zwar die Mehrheit an Volkswagen. Der Versuch, 75 Prozent an VW zu übernehmen, wurde aber abgeblasen, und die Sportwagenmarke Porsche ging an VW. Durch Kursturbulenzen verloren Anleger viel Geld.

In Deutschland geht die Arbeitslosigkeit immer noch zurück

(dpa) Die deutsche Wirtschaft ist auf Talfahrt, aber nach der Sommerpause sinkt die Arbeitslosigkeit. Die Zahl der Arbeitslosen ist im September gegenüber dem Vormonat um 62 000 auf 2,486 Millionen gesunken. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Freitag mitteilte, verbesserte sich die Arbeitslosenquote damit um 0,2 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent. Im Vergleich zum September des Vorjahres stieg die Zahl der Arbeitslosen um 21 000.

Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Andrea Nahles, sagte zu den jüngsten Zahlen: «Der Arbeitsmarkt ist trotz steigenden Preisen und der Sorge vor Energieknappheit insgesamt weiter stabil. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind zu Beginn der Herbstbelebung gesunken. Die Arbeitskräftenachfrage gibt aber auf sehr hohem Niveau leicht nach.»

Saisonbereinigt hat die Zahl der Arbeitslosen zum Erhebungsstichtag am 12. September um 14 000 zugenommen. «Die Anstiege hängen auch mit der Erfassung der arbeitslosen ukrainischen Geflüchteten zusammen. Ohne Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit wäre die Entwicklung deutlich besser ausgefallen», teilte die BA mit.

Experten hatten trotz der wirtschaftlichen Talfahrt eine stabile Entwicklung erwartet und verweisen auf den hohen Arbeitskräftebedarf in Deutschland. Die führenden deutschen Forschungsinstitute rechnen damit, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter trotz erwarteter Rezession eher zu halten versuchen.

Finanzaufsicht der EU warnt vor Grossrisiken

Die Finanzaufsicht ruft Banken auf, die höheren Risiken in ihrer Kapitalplanung zu berücksichtigen.

Die Finanzaufsicht ruft Banken auf, die höheren Risiken in ihrer Kapitalplanung zu berücksichtigen.

Kai Pfaffenbach / Reuters

(Bloomberg) Den Finanzaufsehern der Europäischen Union wird angesichts der sich wegen Inflation, Krieg und Energiekrise verstärkenden Risiken im Finanzsystem langsam mulmig. Am Donnerstag gab der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) daher eine «allgemeine Warnung» heraus – die erste, seit das Gremium in Folge der Finanzkrise 2010 eingerichtet wurde.

Der ESRB habe «eine Reihe schwerwiegender Risiken für die Finanzstabilität festgestellt», die «gleichzeitig eintreten könnten, wodurch sie sich gegenseitig beeinflussen und ihre Auswirkungen verstärken». Die «jüngsten geopolitischen Entwicklungen» hätten die Wahrscheinlichkeit von «Tail-Risk-Szenarien» noch erhöht.

Steigende Energiepreise und knappe Energieversorgung führten zu «Bilanzstress für Unternehmen und Haushalte», die unerwartet hohe Inflation wiederum zu einer Verschärfung der Finanzbedingungen. Auch die Gefahr eines Verfalls von Vermögenswerten, insbesondere im Immobilienbereich, sei schwerwiegend.

Der ESRB ruft deshalb Aufseher und Marktteilnehmer auf, sich auf das Eintreten von Restrisiko-Szenarien einzustellen. Banken insbesondere sollten diese in ihrer Kapitalplanung berücksichtigen, hielt der ESRB fest. Zurückhaltung bei Dividendenausschüttungen – die während der Pandemie zeitweise verordnet wurde – wird in der Warnung allerdings nicht explizit gefordert.

Der ESRB weist in der Mahnung auf die wegen des Kriegs in der Ukraine zunehmende Gefahr von Cyber-Angriffen hin. Im Nichtbanken-Bereich werden etwa die Liquiditätsengpässe wegen exorbitanter Nachschusspflichten an den Energiebörsen genannt.

EZB-Chefökonom rät Notenbanken zu vorsichtigen Schritten

(Bloomberg) Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Philip Lane, erwartet, dass die Währungshüter «mehrere» weitere Ratssitzungen brauchen werden, um die Geldpolitik in der Euro-Zone zu normalisieren. «Wir sind immer noch deutlich unter dem neutralen Niveau», sagte er am Donnerstag auf einer von der Cleveland Fed und der EZB veranstalteten Konferenz und bezog sich dabei auf das Zinsniveau, das die Wirtschaft weder beschleunigt noch verlangsamt.

«Wir haben eine klare Vorstellung davon, dass wir eine weitere Normalisierung vornehmen müssen, aber es wird mehrere Sitzungen brauchen, um dies zu tun – denn ich denke, es ist wichtig, es nicht in einer oder zwei Sitzungen zu übertreiben», sagte Lane.

Die Äusserungen des eher den Tauben zugerechneten EZB-Direktors folgen auf eine Vielzahl von Rufen aus der Falken-Ecke im Rat, die eine Wiederholung der Zinserhöhung um drei Viertelpunkte bei der nächsten Sitzung im Oktober fordern.

Die Falken fürchten, dass eine Rezession in der Euro-Zone nicht ausreichen wird, um die Inflation zu zähmen. Die am heutigen Freitag fälligen Inflationsdaten für das Währungsgebiet werden voraussichtlich zeigen, dass die Teuerungsrate im September mit fast 10 Prozent einen neuen Rekordwert erreicht hat.

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