Die deutsche Zentralbank stellt sich der Nazi-Vergangenheit und schwört: „Nie wieder“ Von Reuters



FRANKFURT (Reuters) – Die deutsche Bundesbank hat sich in einer am Freitag veröffentlichten neuen Studie mit der Nazi-Vergangenheit ihrer Vorgängerin auseinandergesetzt und geschworen, dass sie niemals Antisemitismus oder Diskriminierung zulassen würde.

Zu einer Zeit, in der die extreme Rechte in Deutschland auf dem Vormarsch ist und landesweite Proteste in einem Land auslöst, das noch immer von der Geschichte des 20. Jahrhunderts gezeichnet ist, hat die Bank eine gekürzte Fassung einer kommenden Reihe von Bänden herausgebracht.

Darin wurde detailliert dargelegt, wie die Reichsbank die Kriegsanstrengungen Adolf Hitlers finanzierte, die Ausbeutung der besetzten Gebiete unterstützte und an der Beschlagnahmung, Enteignung und dem Verkauf jüdischer Vermögenswerte beteiligt war.

„Die Reichsbank fungierte im Kontext des Finanzholocausts als williger Handlanger und Empfänger gestohlener Güter“, sagte Albrecht Ritschl, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der London School of Economics und einer der Autoren der Studie.

Die 1957 in Frankfurt gegründete Bundesbank hatte kaum Gemeinsamkeiten mit der Berliner Reichsbank, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aufgelöst und zunächst durch die Bank deutscher Länder ersetzt wurde.

So wurde beispielsweise das Gold der Reichsbank von den Alliierten beschlagnahmt. Allerdings wurden einige Mitarbeiter und vor allem mittlere Führungskräfte nach einem sogenannten „Entnazifizierungsprozess“ von den neuen Institutionen eingestellt.

Die von den Alliierten am Ende des Krieges auferlegten Kriterien für eine solche Entnazifizierung wurden nach 1948 lockerer, als Deutschland stärker in den Westen integriert wurde und die Zentralbank sich bemühte, qualifiziertes Personal zu finden, stellten die Forscher fest.

„Der Grad der Kontinuität im Sinne dessen, was wir die funktionale Elite nennen könnten, liegt damit auf dem Niveau von Ministerien und anderen öffentlichen Institutionen“, sagte Mitautor Magnus Brechtken, stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München.

Bundesbankpräsident Joachim Nagel hoffte, dass die 100-seitige Broschüre die breite Öffentlichkeit erreichen würde, und versprach, Lehren daraus zu ziehen.

„Nie wieder darf es in Deutschland Antisemitismus geben“, sagte er und wiederholte damit einen Slogan, der bei jüngsten Demonstrationen gegen die extreme Rechte verwendet wurde.

„Nie wieder sollten Minderheiten ausgegrenzt und staatlicher Tyrannei unterworfen werden, nie wieder sollte es staatlichen Stellen wie der Zentralbank gestattet werden, demokratische Werte mit Füßen zu treten“, fügte Nagel hinzu.

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