Frontera | Border – ein Living Monument Review – polymorpher Tanz belebt den kalten Parkplatz in Leeds | Tanzen

EINManda Piñas Frontera ist Teil eines laufenden Projekts, in dem sich die in Wien lebende mexikanisch-chilenische Choreografin mit den Hintergründen gefährdeter oder marginalisierter menschlicher Bewegungen befasst – in diesem Fall mit einem Tanz aus der mexikanischen Grenzstadt Matamoros, der Hip-Hop und folkloristische Einflüsse vermischt.

Pinas Programmtext und künstlerischer Diskurs belastet den Auftritt mit haufenweise theoretischer Fracht, aber was noch wichtiger ist, ist die Veranstaltung selbst. Es findet in der obersten Etage eines Parkhauses in Leeds statt und markiert das Ende des Verwandeln Festival der experimentellen Performance vor einem Panorama aus hohen Gebäuden und Wattewolken, die kühle Luft durchdringt die Decken, unter denen wir uns zusammenkauern.

Wie der Titel andeutet, steht die Idee der Grenze im Mittelpunkt, die sich hier am deutlichsten als diejenige manifestiert, die Schauspieler vom Publikum trennt. Das Stück entfaltet sich um eine obsessiv wiederholte Schleife: Von hinten nähern sich die acht Performer in langsamen, aber zielstrebigen Linien dem Publikum, ihr durchdringender Blick scheint hinter uns nach einem Horizont zu suchen. Wenn sie die Vorderseite – also die vierte Wand – erreichen, halten sie an und kehren um, nur um wieder vorzurücken, sobald sie die Rückseite erreichen.

Mit jedem Zyklus ziehen sie andere Kleider von den Kleiderstangen hinten an, schlichte Mützen und Sweatshirts werden mit glitzernden Karnevalsvorhängen, schamanischen Masken und bunten Röcken verziert, die mit religiösen Ikonen oder Nationalflaggen verziert sind. Hier kriecht eine Frau wie eine Katze; Dort ringt ein Mann mit einer bandartigen Schlange und scheint dann mit schwankendem Rückgrat selbst eine Schlange zu werden. Während sich Bilder und Assoziationen ausbreiten, landet jeder Schritt des Tanzes genau auf dem Trommelschlag – ein eindringlicher Puls, der die Körper dieser vielfarbigen, vielgestaltigen Menschen vereint.

Unerwartet taucht ein Live-Schlagzeuger auf und die Arbeit nimmt eine andere Wendung. Ihre kumulativen Loops nicht mehr ausspielend, tanzen die Darsteller in feuriger Formation, ihre wirbelnden und stampfenden Schritte landen immer noch genau auf dem schlagenden Takt, wie unregelmäßig und verkehrt seine Rhythmen auch sein mögen. Es ist ein plötzlicher, aber anhaltender Energieschub, der uns zum Summen bringt – als ob der Geist, wenn nicht sogar die Körper der Darsteller endlich die Grenze durchbrochen hätten, die uns von ihnen trennt. Wir steigen durch den Parkplatz zurück in die Straßen von Leeds und fühlen uns seltsam verrenkt, definitiv kalt und sehr belebt.

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