The Merchant of Venice Review – Remix der herzzerreißenden Rache | Theater

EIN verschmutzter, deckelloser Kunststoffbehälter ruht auf einer elektrischen Waage. Daneben sitzt ein eingesunkener, zerfetzter Mann, dessen Hände zittern, als er das Messer hält, um das ihm zustehende Pfund Fleisch zu schnitzen. In Abigail Grahams brutaler, einsamer Inszenierung von „Der Kaufmann von Venedig“ steht außer Frage, wer das Opfer ist.

Shylock, herzzerreißend gespielt von Adrian Schiller, wird immer wieder von vulgären Großstadtjungen bespuckt und gehetzt, die ihre Taten hinter Kreuzen um den Hals verstecken. Als wir den berüchtigten Schauplatz der Rache erreichen, scheint Shylocks Bindung an seinen Eid gerecht. Diese Männer haben ihm so viel genommen, dass es für ihn nur fair erscheint, etwas zurückzunehmen.

All das glitzert … Sophie Melville als Portia und Ben Caplan als Arragon. Foto: Tristram Kenton/The Guardian

Shakespeares herausfordernder Text wurde in dieser zeitgenössischen Produktion auf ordentliche zwei Stunden gestrafft. Seine Innereien wurden zerschnitten und erheblich gemischt, sodass wir damit beginnen, dass Launcelot (Aaron Vodovoz) die Gefolgschaft von Shylock zu Bassiano (Michael Marcus) wechselt. Sie schließen sich den giftigen antisemitischen Jungs an, während sie draußen trinken, und lassen Launcelot jedes Mal einen Schuss machen, wenn er das Wort „Jude“ sagt. Shylocks niederschmetterndes „Wenn sie uns stechen, bluten wir dann nicht?“ Die Rede wird kraftvoll zum Ende der ersten Hälfte verschoben. Das Ergebnis ist eine sauber geschnittene, scharf erzählte Inszenierung.

Zu Shylocks düsterer Handlung passen die glitzernden Szenen auf der Suche nach Portias Ehemann. Diese gehämmerten Abschnitte passen unheimlich gut zum Stil der TV-Gameshows der Nullerjahre, aber sie fühlen sich wie aus einem anderen Stück herausgeschnitten, bis Bassanio auf das goldene Podium springt. Er und Portia (Sophie Melville) feuern sich gegenseitig an, aufreizend und verspielt, während sie seine Wahl in Richtung der Gewinnbox manipuliert. Die Chemie zwischen Nerissa (Tripti Tripuraneni) und Gratiano (Raymond Anum) ist ebenfalls stark, was zu einer urkomischen Hochzeitsszene führt, in der süße Tänze in Ausschweifungen übergehen.

Der Beziehung zwischen Shylock und seiner Tochter Jessica (Eleanor Wyld) wird nicht genug Bühnenzeit gegeben, damit ihre Geschichte uns wirklich umhauen kann, aber die Ästhetik und die Auswahl der letzten Szene der Produktion machen das mehr als wett. Nachdem Shylock der wichtigste Teil seiner Identität genommen wurde, wird der Rest des Stücks sofort zerrissen, wobei alle Versuche, weiterzumachen, sofort übertönt werden. Die Wirkung ist vollmundig. Jessica erkennt, was wirklich wichtig ist, und für etwas anderes bleibt kein Platz mehr.

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