Warum die Herztransplantation vom Schwein zum Menschen vorerst nur der letzte Ausweg ist | Wissenschaft

Die weltweit erste Transplantation eines genetisch veränderten Schweineherzens in einen kranken Menschen ist ein Meilenstein für die medizinische Wissenschaft, aber die Operation und der Ansatz im Allgemeinen werfen erhebliche Sicherheits- und ethische Bedenken auf.

Chirurgen des University of Maryland Medical Center verbrachten am Freitagabend acht Stunden damit, das Herz des Schweins dem 57-jährigen David Bennett zu verpflanzen, der seit mehr als einem Monat mit terminaler Herzinsuffizienz im Krankenhaus lag.

Es war ein außergewöhnliches Verfahren. Die Ärzte hielten Bennett für fast den sicheren Tod und hielten ihn für zu krank, um sich für eine routinemäßige menschliche Herztransplantation zu qualifizieren. Als letzten Ausweg beantragte das medizinische Team bei der Food and Drug Administration eine Notfallgenehmigung für die Transplantation eines Herzens von einem genetisch veränderten Schwein.

Das Herz stammt von einem Schwein, das von Revivicor entwickelt wurde, einem Spin-out von PPL Therapeutics, dem britischen Unternehmen, das 1996 Dolly the Sheep gründete. Die Schweine von Revivicor sind jetzt in US-Besitz und werden so entwickelt, dass sie eine Immunabstoßung vermeiden. Zu den genetischen Veränderungen gehören Optimierungen, die ein Zuckermolekül aus dem Gewebe entfernen, das eine Organabstoßung hervorruft. Die FDA genehmigte die Operation zusammen mit dem Vorschlag des Teams, ein experimentelles Medikament zu verwenden, um zu verhindern, dass Bennetts Körper das Organ abstößt.

Dr. Bartley Griffith mit David Bennett, dem weltweit ersten menschlichen Empfänger eines Schweineherzens. Foto: Bartley Griffith/AP

Am Montag sagten Ärzte des Krankenhauses, Bennett sei wach und atme selbstständig, aber es sei zu früh, um die Operation als Erfolg zu bezeichnen. Die Ärzte warten ab, wie es Bennett in den kommenden Tagen, Wochen und hoffentlich Monaten ergeht.

Die Aussicht, Tieren Organe zu entnehmen, um Menschenleben zu retten, hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Befürworter sehen den Ansatz als Möglichkeit, Wartelisten für schwerkranke Patienten zu kürzen, während Tierschützer ihn als gefährlich und ethisch verabscheuungswürdig ansehen. In den 1960er Jahren transplantierten US-Ärzte Schimpansennieren in mehr als ein Dutzend Patienten, alle bis auf einen starben innerhalb von Wochen. In den 1980er Jahren erhielt ein Frühgeborenes in Kalifornien ein Pavianherz, starb aber drei Wochen später.

Das Hauptrisiko ist die Immunabstoßung: Auch bei Organen von menschlichen Spendern benötigen die Empfänger eine ständige Immunsuppression, um zu verhindern, dass ihr Körper die Transplantate angreift. Obwohl das Schweineherz von Revivicor weniger anfällig für Immunabstoßung ist als normale Tierorgane, ist unklar, wie gut es vom Körper vertragen wird. Da das Organ von einer anderen Spezies stammt, benötigt Bennett eine stärkere Immunsuppression als üblich, was mit eigenen medizinischen Risiken verbunden ist.

Die jüngsten Arbeiten zu solchen Spendertieren haben sich auf Schweine konzentriert, da sie zwar ein anderes Immunsystem haben als Menschen, die Organe der Tiere jedoch sehr ähnlich sind. Obwohl ein Großteil der Bemühungen darauf gerichtet war, Schweineorgane für das menschliche Immunsystem unsichtbar zu machen, ist dies bei weitem nicht die einzige Herausforderung. In den 1990er Jahren gaben Wissenschaftler ihre Arbeit an Spenderschweinen praktisch auf, als sie erkannten, dass Retroviren, die in der DNA der Tiere lauern, möglicherweise menschliche Zellen infizieren könnten. Dies führte zu der besorgniserregenden Aussicht, dass transplantierte Organe Infektionen auf die gefährdeten Patienten übertragen, die sie erhalten haben.

Die Forschung ist jetzt im Gange, um das Problem zu überwinden, indem die Genom-Editierung auf eine andere Ebene gehoben wird. Nachdem die DNA von Schweinen optimiert wurde, um Moleküle zu entfernen, die eine Immunabstoßung auslösen, haben Wissenschaftler präzise Änderungen vorgenommen, die Dutzende von Retroviren aus Schweinegewebe entfernen, in der Hoffnung, dass die Organe bei der Transplantation sicherer sind.

Wie gut tierische Organe funktionieren, werden klinische Studien und nicht einmalige Operationen entscheiden. Viele Biotech-Firmen gehen vorsichtig vor und richten Versuche ein, um zu überprüfen, ob die Organe sicher und wirksam sind, zuerst bei anderen Tieren und dann beim Menschen. Für diejenigen mit Organversagen bleibt die Hoffnung vorerst in der Großzügigkeit menschlicher Spender.

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