Wirecard: Ehemaliger Chef wegen Skandal um 1,9 Mrd. Euro festgenommen

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Der Ex-Chef der von Skandalen betroffenen Zahlungsfirma Wirecard wurde in Deutschland festgenommen.

Markus Braun trat am vergangenen Freitag zurück, nachdem sich Wirtschaftsprüfer EY geweigert hatte, die Konten des Unternehmens für 2019 wegen fehlender 1,9 Mrd. Euro zu unterzeichnen.

Das Geld macht etwa ein Viertel der Gesamtbilanz des Unternehmens aus.

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Herrn Braun, die Finanzen von Wirecard aufgeblasen zu haben, um sie Investoren und Kunden gesünder erscheinen zu lassen.

Herr Braun meldete sich am Montagabend bei der Münchner Staatsanwaltschaft, nachdem ein Richter einen Haftbefehl gegen den 50-Jährigen erlassen hatte.

Die fehlenden 1,9 Mrd. Euro sollen bei zwei asiatischen Banken auf Konten gehalten und für das "Risikomanagement" reserviert worden sein, hatte Wirecard gesagt.

  • Laut Wirecard gibt es möglicherweise keine fehlenden 1,9 Mrd. Euro

Aber EY sagte nach einer Prüfung des Geschäfts, dass die Banken nicht in der Lage waren, die Kontonummern für den Ort des Geldes anzugeben.

Am Montag gab Wirecard zu, dass die 1,9 Mrd. Euro möglicherweise einfach nicht existieren.

Das deutsche Unternehmen gab außerdem bekannt, dass es seine Finanzergebnisse für 2019 und das erste Quartal 2020 zurückziehen werde.

"Der Vorstand von Wirecard beurteilt auf der Grundlage weiterer Untersuchungen, dass die vorherrschende Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Guthaben des Bankvertrauenskontos in Höhe von 1,9 Mrd. EUR nicht vorhanden sind", heißt es in einer Erklärung des Unternehmens.

Herr Braun war seit 2002 für das deutsche Fin-Tech-Unternehmen verantwortlich.

Als Wirecard vor zwei Jahren in den deutschen Blue-Chip-Aktienindex Dax 30 aufgenommen wurde, lag der Wert bei 24 Mrd. Euro. Die Aktien des Unternehmens sind in den letzten Tagen jedoch um mehr als 80% eingebrochen, was einer Börsenbewertung von weniger als 3 Mrd. EUR entspricht.

Der Skandal in der Firma trat nach einer Reihe von Artikeln in der Financial Times im vergangenen Jahr auf, die sich auf angebliche Unregelmäßigkeiten bei der Rechnungslegung in Wirecards Asiengeschäft konzentrierten.