Immer mehr deutsche Firmen verlassen China oder erwägen einen Ausstieg


© Reuters. DATEIFOTO: Ein Wachmann steht während des Nationalen Volkskongresses (NPC) in Shanghai, China, am 7. März 2023 an einem Flussufer vor dem Finanzviertel Lujiazui. REUTERS/Aly Song/Aktenfoto

Von Sarah Marsh

BERLIN (Reuters) – Laut einer Umfrage der Deutschen Handelskammer in China hat sich der Anteil deutscher Unternehmen, die aus dem chinesischen Markt aussteigen oder dies erwägen, in den vergangenen vier Jahren mehr als verdoppelt und liegt bei 9 %.

Die Umfrage verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen deutsche Unternehmen in China konfrontiert sind, darunter zunehmende Konkurrenz durch lokale Unternehmen, ungleicher Marktzugang, wirtschaftlicher Gegenwind und geopolitische Risiken, so die Kammer.

„Das vergangene Jahr war ein Realitätscheck für deutsche Unternehmen, die in China tätig sind“, sagte Ulf Reinhardt, Vorsitzender der Kammer für Südchina.

Etwa 2 % der 566 zwischen dem 5. September und 6. Oktober befragten Unternehmen gaben an, dass sie Geschäftsaktivitäten in China verkaufen würden, während 7 % sagten, sie erwägen dies. Im Vergleich dazu verlassen insgesamt 4 % China im Jahr 2020 oder erwägen dies.

Darüber hinaus haben 44 % Maßnahmen ergriffen, um Risiken im Zusammenhang mit ihrer Geschäftstätigkeit in China zu begegnen – einschließlich des Aufbaus von China-unabhängiger Lieferketten.

Die Umfrage erfolgt ein halbes Jahr, nachdem die Regierung eine Strategie zur Verringerung des Risikos der wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu China, seinem größten Handelspartner, vorgestellt hat, und bestätigt die von Reuters gemeldeten vereinzelten Beweise dafür, dass deutsche Unternehmen ihre Abhängigkeit von China verringern.

Andere Länder im Westen fördern ebenfalls die Risikominderung, da sie besorgt über Chinas zunehmend selbstbewusste Haltung gegenüber Taiwan und im Südchinesischen Meer sowie über die zunehmende Kontrolle Chinas über die heimische Wirtschaft sind.

Chinas Wirtschaft stehe vor einem Abwärtstrend, sagten etwa 86 % der deutschen Unternehmen in der Umfrage am Dienstag, obwohl die meisten davon ausgingen, dass dies nur vorübergehender Natur sei und einen Aufschwung innerhalb der nächsten ein bis drei Jahre vorhersagte.

Chinas Erholung von der Pandemie erwies sich als unsicherer als von vielen erwartet. Eine sich verschärfende Immobilienkrise, zunehmende Deflationsrisiken und eine verhaltene Nachfrage trübten die diesjährigen Aussichten.

Rund 54 % der befragten deutschen Unternehmen gaben an, dass sie dennoch planen, ihre Investitionen zu erhöhen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

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