Katerina Andreou: BSTRD/Christian Rizzo: une maison review – ein Meisterstück an Ausdauer und haltloser Dramatik | Tanzen

mDer Minimalismus hat viele Gesichter. Wenn die Eröffnung der Dance Reflections-Saison die sauberste Komposition in Lucinda Childs’ 1979 Dance gezeigt hätte, Katerina Andréou‘s BSTRD (2018) ist eine niederschmetternde Ausdauerleistung, pochend mit einer Kraft, die zugleich vital und bedrückend ist. Lichter flackern aggressiv hinter einer erhöhten Plattform auf. Andreou, betont lässig in T-Shirt, Hose und Turnschuhen, legt eine Schallplatte auf einen Plattenteller. Es spielt einen hämmernden Puls, nagelartige Beats und einen schädelbohrenden Bordun, alles auf einem ursprünglichen Viertaktrhythmus, der das Stück durchgehend im Würgegriff hält.

Halb Clubgänger, halb Volkstänzer, immer ein Sklave des Rhythmus, Andreou joggt, bops, hüpft, wackelt und tritt zur Seite, zuerst geradeaus, dann seitwärts, dann rund um die Kanten, jede rudimentäre Schrittkombination wiederholt rechts, dann links, dann rechts, dann links.

Gleichheit hebt Momente der Differenz hervor. Sie zieht ihr T-Shirt aus. Darunter befindet sich ein identischer. Sie entkommt von der Plattform und kehrt dann dorthin zurück. Sie dreht die Schallplatte um. Die B-Seite spielt den gleichen Rhythmus. Es gibt eine große, nicht umkehrbare Veränderung: das Ende. Andreou geht und hinterlässt kalkige Wolken und beruhigende Klavierakkorde in der Luft. Die körperliche und seelische Erleichterung ist spürbar. Es ist es wert?

Verstreut in wogenden Spatenvollen … Christian Rizzos une maison. Foto: Marc Domage

Dennoch ist klar, dass Andreou einen Weg und ein Ziel verfolgt. Christian Rezzo‘s une maison (2019) folgt einer weitaus planloseren, traumhafteren Dramaturgie. Ein mysteriöser Mann mit weißer Maske öffnet das Bühnenbild und mehrmals tauchen mythische Erscheinungen auf: totemistische Zelebranten in Tierkopfmasken, hoch aufragende Gestalten mit langen konischen Hüten, ein in Weiß gehüllter Geist. Über der Bühne hängt ein unregelmäßiges Gitter aus Lichtbändern, die flackern und leuchten wie Neuronen in einem künstlichen Gehirn. Unten ist eine Erdpyramide in wogenden Spaten voll verteilt, und Paare von Menschen stellen rituell Eimer mit Erde auf den Kopf, die von den Kegelköpfen geharkt werden.

Während der Soundtrack von Quietschen und Knistern zu dröhnenden Beats und wieder zurück wechselt, schöpft die 14-köpfige Besetzung aus einem gemeinsamen Repertoire an Bewegungen: Low Longe, Seated Pike, Shoulder Stand, Hand Holds, Head Pushes. Dies verleiht der disparaten Gruppe einen lockeren Zusammenhang, der sich am Ende in diesen Tiermasken wie ein vereinter Stamm zu einem Kettentanz zusammenzieht. Eine Traumwelt braucht vielleicht keinen Orientierungssinn, aber diese Reise war und fühlte sich wie eine sehr weitläufige Reise an.

Dance Reflections-Festival dauert bis zum 23. März.

source site-29