WWas diesen Dokumentarfilm über eine Gemeinschaft von Transgender-Frauen in Argentinien so stark macht, ist das Gefühl von Intimität und Nähe. Regisseurin Isabelle Solas filmt ihre Sujets sensibel und einfühlsam – und dafür öffnen sie ihr Leben für die Kamera. Allerdings macht es der Film dem Publikum außerhalb Argentiniens nicht gerade leicht, da er praktisch keine Erklärung oder Kontext liefert. Es beginnt mit Szenen aus dem Prozess von 2018 gegen einen Mann, der verurteilt wurde, eine Transfrau, Diana Sacayán, erstochen zu haben. Aber man muss ein bisschen googeln, um ihre Geschichte zu erfahren: Sacayán war eine hochkarätige Transgender-Aktivistin, die 2015 ermordet wurde. Die Verurteilung ihres Mörders war historisch – die erste in Argentinien unter Gesetzen gegen geschlechtsmotivierte Hassverbrechen.
Der Film konzentriert sich auf zwei Transfrauen. Eine davon ist die altgediente Aktivistin Claudia, eine lustige, witzige Naturgewalt, die ihr Bestes tut, um bei feministischen Gruppen für mehr Trans-Inklusion zu werben. Wir sehen, wie sie bei einer Kundgebung leidenschaftlich und überzeugend für Gemeinsamkeiten plädiert. „Die Geschichte hat uns auch unsichtbar gemacht, sie hat uns verfolgt, sie hat uns ermordet, uns gedemütigt.“ Claudia ist ihrer Familie nahe: Ihre betagte Mutter strahlt stolz neben ihrer Tochter.
Das ist nicht die Erfahrung anderer Transfrauen im Film, die davon sprechen, von ihren Familien verstoßen zu werden und einige in die Sexarbeit drängen. Viele erzählen ihre Geschichten mit Violeta, einer coolen und gefühlvollen Anthropologieforscherin und Transaktivistin, die im Mittelpunkt des Films steht. Trans zu sein ist in Argentinien gefährlich; Ein Aktivist weist darauf hin, dass die Lebenserwartung in Lateinamerika insgesamt nur 35 Jahre beträgt. In ihren frühen 50ern schlägt sie die Chancen. Dennoch endet der Film mit einer optimistischen Note: Violeta bei einer Ausstellung, die Transkultur und -geschichte feiert – Wand um Wand aus Schwarz-Weiß-Bildern aus dem Archiv wunderschöner Transfrauen, die bis in die Neunziger Jahre fertig gestellt wurden.