Tannhäuser-Kritik – Lise Davidsen glänzt trotz Alberys Wagner-Aussetzer | Oper

TIm Alberys Inszenierung von Wagners Tannhäuser aus dem Jahr 2010 kehrt nun für ihre zweite Wiederaufnahme nach Covent Garden zurück und bleibt ein fehlerhaftes Theaterstück, das die Komplexität der Oper nur lückenhaft beleuchtet. Wagner untersucht den Konflikt zwischen Sexualität und Spiritualität in der Seele eines Künstlers und stellt sie als gleichzeitig polarisiert und voneinander abhängig dar, indem er jeweils gegensätzliche Entwicklungen des gleichen thematischen Materials verwendet. Albery bringt die Sache jedoch durcheinander, indem er zu viele Glossen über das Verhältnis von Kunst und Realität und die Rolle des Künstlers in Zeiten politischer Unruhen hinzufügt.

Sein Venusberg ist ein Ort der Illusion, der Flucht und der Verantwortungslosigkeit, absichtlich, wenn auch nicht überzeugend, dem Opernhaus selbst nachempfunden, wo sich die Vorhänge öffnen, um Ekaterina Gubanovas Kabarett-Diva Venus zu enthüllen, die einer schäbigen Tabledance-Show vorsteht. In Anlehnung an die Bemerkung des Landgrafen über die künstlerische Erneuerung nach kriegerischen Auseinandersetzungen lässt Albery den Gesangswettbewerb in einem ausgebombten Kriegsgebiet stattfinden, das von bewaffneten Schlägern bewohnt wird, wo die Überreste des Venusbergs zwischen den Trümmern sichtbar sind. Von einer religiös geprägten Gesellschaft ist kaum etwas zu spüren und folglich auch kein wirklicher Hinweis darauf, warum Tannhäusers Verhalten solche Empörung hervorruft. Als dramatische Gesamtheit, fürchte ich, harmoniert es nicht zufriedenstellend.

Stefan Vinke (Tannhäuser) und Ekaterina Gubanova (Venus). Foto: Tristram Kenton/The Guardian

Musikalisch ist es auch uneinheitlich, wofür ein Teil der Verantwortung bei Dirigent Sebastian Weigle liegt, normalerweise ein beeindruckender Wagnerianer, obwohl er sich hier Zeit nahm, um eine angemessene dramatische Dynamik aufzubauen: Der erste Akt war unerklärlich träge, der großen Venus/Tannhäuser-Konfrontation fehlte es merklich an Feuer . Stefan Vinke hingegen, als Tannhäuser besetzt, war am Premierenabend verhindert und spielte die Rolle, während Norbert Ernst mit metallischem Ton, aber viel Durchhaltevermögen und ausdrucksvollen verbalen Schattierungen vom Bühnenrand sang: Seine Rom-Erzählung war von großer Intensität.

Lise Davidsen bescherte uns als Elisabeth ein glänzendes Dich, Teure Halle und bewies sich später sensationell gut, als sie es mit den Männern des Landgrafen aufnahm, um Tannhäusers Leben und Seele zu retten. Gerald Finley hingegen machte einen wirklich großartigen Wolfram, unvergleichlich gesungen und mit atemberaubender Subtilität gespielt. Gubanova klang glamourös sinnlich, obwohl Venus idealerweise ein geringfügig wärmeres tieferes Register benötigt, als sie besitzt. Mika Kares war der Landgraf mit dunkler Stimme, während unter den kleineren Rollen Egor Zhuravskiis gebieterisch-lyrischer Walther besonders hervorstach. Der Chor der Royal Opera war auch hier hervorragend und sang mit wunderbarer Inbrunst und wunderschöner Kontrolle.

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