Die Unruhen, die am Wochenende in Leicester zwischen hinduistischen und muslimischen Gemeinschaften ausbrachen, eskalierten aufgrund von Desinformation in den sozialen Medien und einer Verzerrung von Fakten, sagte der Bürgermeister der Stadt.
Nach wochenlangen Unruhen zwischen Hindus und Muslimen seit einem Cricket-Spiel des Asien-Pokals zwischen Indien und Pakistan am 28. August wurden am Montag 15 Personen festgenommen.
„Ich habe eine ziemliche Auswahl an Social-Media-Sachen gesehen, die jetzt sehr, sehr, sehr verzerrend sind, und einige davon lügen einfach darüber, was zwischen verschiedenen Gemeinschaften passiert ist“, sagte Peter Soulsby gegenüber Radio 4 Today von BBC.
„Dafür gibt es überhaupt keinen offensichtlichen lokalen Grund“, sagte Soulsby und wies auf eine Verzerrung der Fakten in den sozialen Medien und eine konzertierte Anstrengung hin, Menschen aus so weit entfernten Städten wie Birmingham zusammenzubringen, um Spannungen in „einer ansonsten sehr friedlichen Stadt“ zu erhöhen.
Die jüngste Störung, die von Einheimischen in der am dichtesten besiedelten Stadt in den East Midlands als „beispiellos“ beschrieben wird, brach nach ungeplanten Protesten am Samstagabend und Sonntagmorgen aus.
Desinformationen seien aufgetaucht, als Mitglieder der verschiedenen Gemeinschaften mutmaßliche Handlungen gegen Gotteshäuser und Gläubige begangen hätten, sagte der Bürgermeister.
Am Samstag berichtete die Polizei von Leicestershire über Aktivitäten in den sozialen Medien und berief sich auf Angriffe auf eine örtliche Moschee. „Beamte vor Ort haben bestätigt, dass dies nicht stimmt“, so die Truppe getwittert.
Als die Polizei schnell versuchte, die Aufzeichnungen zu korrigieren, sagte der Bürgermeister der BBC: „Soziale Medien sind eine Welt, die da draußen vielleicht ein bisschen wild ist.“
Am Wochenende ein Gesang, der gleichbedeutend mit antimuslimischer Gewalt in Indien ist – “Jai Shri Ram“, was aus dem Hindi übersetzt „Heil Lord Ram“ oder „Sieg für Lord Ram“ bedeutet, war auf den Straßen zu hören. In verbreiteten Videos wurde eine Gruppe hinduistischer Männer dabei gefilmt, wie sie an der Green Lane Road vorbeimarschierten, die mit mehreren muslimischen Geschäften und einem Hindu-Tempel in der Nähe übersät war.
Hinduistische und muslimische Anwohner sagten dem Guardian, sie fühlten sich angegriffen, verhöhnt und angegriffen.
Die Polarisierung innerhalb hinduistisch-muslimischer Gemeinschaften wurde unter Indiens Premierminister Narendra Modi verschärft, der wegen seiner Behandlung von Minderheiten, überwiegend Muslimen, und der Untergrabung der säkularen Grundlagen des Landes unter Beschuss geraten ist.
Von der Regierung eingesetzte betrügerische Taktiken in den sozialen Medien wurden von Experten als alltäglich in Indien beschrieben, wo Plattformen wie Facebook, Twitter und WhatsApp unter die Lupe genommen wurden, weil sie die Verbreitung von Desinformation, Belästigung und Gewalt erlaubten.
„In Leicester sind ‚normal’ die sehr guten Beziehungen zwischen Menschen des Glaubens“, sagte der Bürgermeister. “Ich denke, wir sind alle sehr zuversichtlich, dass Leicester belastbar genug ist, um sehr bald zu normalen Beziehungen zurückkehren zu können.”
Gurharpal Singh, ein emeritierter Professor für Sikh- und Punjab-Studien an der Soas University of London und Visiting Fellow an der University at Leicester, sagte, Leicester sei ein Modell des Multikulturalismus, aber es gebe eine zugrunde liegende Kluft.
„Diese gestiegenen Spannungen sind jetzt meiner Meinung nach Teil eines umfassenderen sozialen Wandels, der in der Stadt stattfindet“, sagte Singh, der seit 1964 regelmäßig in der Stadt lebt. Er wies auf Veränderungen in der ethnischen Minderheit der Stadt und zunehmende Entbehrungen hin durch die Corona-Pandemie verschärft.
„Außerdem sollte man vielleicht den zunehmenden Einfluss der Heimatpolitik nicht ausschließen, Sie wissen schon, die Mobilisierung der Diaspora durch die BJP [Modi’s Bharatiya Janata party].“
Während die Fakten vor Ort unklar bleiben, sagte Singh, indische Medien hätten in Leicester sehr gemeinschaftlich berichtet und Ereignisse wie kommunale Unruhen in Indien konstruiert. „Die zugrunde liegenden sozioökonomischen Spannungen sind da und werden dann durch Randgruppen verschärft, die den gemeinsamen Diskurs nutzen“, sagte er.