LSO/Rattle-Rezension – Kavakos verleiht Unsuk Chins Violinkonzert Brillanz und Tiefe | Klassische Musik

Unsuk Chins Das erste Violinkonzert wurde vor 20 Jahren uraufgeführt. Es hat ihr den prestigeträchtigen Grawemeyer-Preis 2004 und brachte ihre Musik einem internationalen Publikum vor. Chin hatte beschlossen, kein weiteres Violinkonzert zu schreiben, sondern andere Instrumentalkombinationen zu erkunden, stieß dann aber auf das Spiel von Leonidas Kavakos, was ihr eine ganz neue Herangehensweise an die Form nahelegte. Das Ergebnis ist ihr neues Werk für Violine und Orchester mit dem Untertitel Scherben der Stille; es wurde vom London Symphony Orchestra in Auftrag gegeben, das die Uraufführung geben durfte; Kavakos war natürlich der Solist, Simon Rattle dirigierte.

Chin beschreibt das neue Konzert als „ein subjektives Porträt und einen Dialog mit der Musikalität von Leonidas Kavakos“. Es ist ein einziger Satz, der etwa 25 Minuten dauert und in eine Reihe von oft grob nebeneinander gestellten Episoden (die „Scherben“ des Untertitels) gegossen ist, die sich aus dem thematischen Kern wiederholter Saitenkreuzungen entwickeln, mit denen die unbegleitete Geige das Werk beginnt. Das Solo-Schreiben ist anstrengend – Kavakos schien sich mit jeder seiner Herausforderungen vollkommen wohl zu fühlen – während das LSO all den üblichen Glitzer und das verspielte Zischen von Chins Klangwelt genoss. Aber auch dieses Mal scheint die Brillanz einen Sog von tiefer Ernsthaftigkeit zu haben, der die Musik manchmal in unerwartet dunkle Richtungen führt.

Unsuk Chin (Mitte) erhält Applaus nach der Uraufführung ihres Violinkonzerts Nr. 2, Scherben der Stille im Barbican, London. Foto: Mark Allan

Nach der Uraufführung paarte Rattle zwei Werke, die beide 1924 vollendet wurden, aber unterschiedlicher kaum sein könnten. Seine Darstellung von Sibelius’ Siebter Symphonie schien weniger streng und unversöhnlich, vielleicht weniger abschreckend als viele Interpretationen, aber sie war trotzdem imposant und nicht so selbstbewusst geformt wie einige seiner anderen jüngsten Sibelius-Aufführungen. In Bartóks Miraculous Mandarin (leider die abgeschnittene „Suite“ des Balletts und nicht das Gesamtwerk) schwelgt das Orchester in der lebendigen Bildsprache der Partitur: Bartók in seiner aggressivsten Dissonanz. Manche Passagen hätten vielleicht sexier sein können, andere gewalttätiger, aber es war alles sehr beeindruckend.

Verfügbar zum Streamen Medici.tv bis 6. April, und Ausstrahlung am BBC-Radio 3 am 18. Januar.

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